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Elektrotherapie

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Bei der Behandlung werden die Elektroden meist direkt auf der Haut angebracht.
© Rob Byron - Fotolia.com

Elektrotherapie: Heilen mit Strom

Strom enthält eine Menge Energie. Sie kann zerstören oder auch heilen. Entscheidend ist die fachgerechte Anwendung. Dann können chronische Schmerzen gelindert, die Durchblutung verbessert und schwache Muskeln gekräftigt werden.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, medizinischen Fachliteratur erstellt und mit viel Leidenschaft und Expertise für die Naturheilkunde ergänzt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem ärztlichen Leiter Dr. med. Berthold Musselmann.

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Was versteht man unter Elektrotherapie?

Therapeutischer Stromschlag

Unter Elektrotherapie versteht man im engeren Sinne eine Behandlung mit elektrischem Strom. Er wurde schon kurz nach seiner Entdeckung in der Medizin eingesetzt. Die Elektrotherapie hat also eine lange Geschichte, die im 18ten Jahrhundert beginnt. Im aller weitesten Sinne zählt man auch alle anderen Methoden dazu, die Elektrizität nutzen, um eine andere Energieform zu erzeugen – wie Ultraschallwellen oder Licht. Für einige der Verfahren werden synonym auch die Begriffe Reizstromtherapie oder Feinstromtherapie benutzt.

Strom: Ein Reiz mit vielen Effekten

Ganz klar, zu viel Strom ist zerstörerisch. Aber mit modernen Apparaten lassen sich die einzelnen Stromwirkungen optimieren. Die Elektrotherapie kennt vielseitige Anwendungen, die jeweils ein anderes Hauptziel verfolgen. Eines ist die Stärkung von Muskeln oder die Unterstützung geschädigter Nerven. Auch das Gegenteil lässt sich erreichen: Dann soll der Muskel nicht an- sondern entspannen. Dazu nutzt man auch die Wärmeenergie, die durch die Elektrotherapie entsteht. Darüber hinaus kann Elektrotherapie auch die Nervenleitung dämpfen und die Schmerzwahrnehmung reduzieren. Strom transportiert Ladungen. Damit bringt man Medikamente unter die Haut oder regt den Stoffwechsel an. So verbessert sich bei Verletzungen oder degenerativen Erscheinungen die Gewebeernährung. Die Indikationen für Elektrotherapie sind daher zahlreich. Auch die moderne Medizin macht häufig Anwendung von der Elektrotherapie. Brandaktuell ist die Anwendung von Strom in Schrittmachern. Beim Herz nutzt man gezielte Stromschläge auf breiter Basis, aber auch im Gehirn gibt es erste erfolgreiche Berichte. Von Parkinson über psychische Erkrankungen bis hin zu Suchtverhalten reicht das Spektrum der neuen Forschungsgebiete.

Behandlungsprinzip

Meist werden bei der Behandlung Elektroden direkt auf der Haut angebracht. Seltener wird der elektrische Strom durch Öl oder Wasser geleitet (Stangerbad, Hydroelektrische Bäder). Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe unterschiedlicher Elektrotherapie-Verfahren die jeweils für eine Stromeigenschaft optimiert sind. Darum sind die einzelnen Verfahren nicht nur physikalisch unterschiedlich, sie haben auch jeweils andere biologische Wirkungen.

Elektrotherapie - Galvanisation (Gleichstromtherapie):

Nervendämpfung oder Erregung

Dieses Verfahren der Elektrotherapie verwendet Gleichströme. Monotoner Gleichstrom löst kein Muskelzucken aus und erregt die Nerven nicht. Da aber der Gleichstrom immer dieselbe Polung hat, werden geladene Teilchen (Ionen) bewegt. Damit kann man beispielsweise Medikamente in die Haut bringen (Iontophorese). Damit erreichen Schmerzmittel oder Entzündungshemmer besser den Wirkort.

An den beiden Polen entstehen gegensätzliche Effekte. An der Anode kommt es zu einer Dämpfung der Nerventätigkeit. Nerven werden träger also schwerer zu erregen. Damit ist die Behandlung gegen Schmerzen und Verkrampfungen geeignet. An der Kathode nimmt die Sensibilität der Nerven zu. Hier ist die Wirkung der Elektrotherapie anregend und „empfindungsfördernd“.

Impulse: Viele kleine Stromschläge

Bei den meisten Verfahren der Elektrotherapie ist der Stromfluss nicht kontinuierlich, sondern in einzelne Impulse oder Impulsfolgen gegliedert. Man unterscheidet je nach der Geschwindigkeit der Reizabfolge bei der Elektrotherapie Nieder-, Mittel und Hochfrequenztherapie. Die Frequenz wird in Hertz angegeben und gibt die Anzahl der Impulse pro Sekunde an. Die niedrigsten Frequenzen liegen bei 3-10 Hz und die höchsten über 200 kHz (100.000). Die Impulse folgen also so dicht aufeinander, dass bei den meisten Verfahren der Elektrotherapie bewusst keine Einzelreize mehr wahrgenommen werden können.

Im Folgenden finden Sie Beispiele für die Nieder-, Mittel- und Hochfrequenztherapie.

Elektrotherapie - Niederfrequenztherapie:

Diese Verfahren zielen auf die Erregung der Nerven ab.

Reizstrommassage (Ultrareizstrom nach Träbert) stimuliert Durchblutung

Kurze Stromreize aus Gleichstrom mit einer Frequenz von etwa 140 Hz. Wahrnehmbar ist ein Vibrieren. Dosiert wird so, dass der Patient einen starken aber noch nicht schmerzhaften Reiz empfindet.

Es kommt zu einem starken Haut- und Muskelreiz gefolgt von einer verbesserten Durchblutung. Diese Elektrotherapie ist zur Behandlung schmerzhafter Muskelverspannungen geeignet, durchblutungsfördernd und entspannend. Auch die Nerventätigkeit soll stimuliert werden.

TENS gegen Schmerzen

Die Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) nutzt man meist zur Schmerzbehandlung. Auch Muskeltraining bei Atrophie und Wundheilung sind ein Thema. Ziel der Behandlung sind die schmerzleitenden Nervenbahnen. Sie lassen sich durch Verschaltungsmechanismen im Rückenmark hemmen, so dass im Gehirn der Schmerzreiz nicht ankommt. Daneben soll der Strom die Ausschüttung von entspannenden Hormonen steigern (Endorphine).

Die aus einem Wirbel austretenden Nerven versorgen ein bestimmtes Hautareal und auch die inneren Organe des Segments. Bei Organschäden werden durch die Wechselbeziehung oft auch die korrespondierenden Hautbereiche des Segments empfindlich oder schmerzhaft. Man vermutet, dass über die Elektrotherapie an den entsprechenden Hautbereichen auch die inneren Organe erreichbar sind. Durch Reizung der sensiblen Nerven in der Haut soll eine Schmerzlinderung im zugeordneten Nervenbereich ausgelöst werden. Angesteuert werden von dieser Elektrotherapie mitunter auch ganz bestimmte Punkte: die Trigger- oder Akupunkturpunkte.

Aktivierender Reizstrom

Durch stärkere Stromimpulse mit 3-50 Hz wird die Muskulatur zur Kontraktion angeregt. Damit der Muskel sich nicht daran gewöhnt, lässt man die Stromstärke bei dieser Elektrotherapie im einem Bereich von 5-15 Sekunden an und abschwellen. Der stimulierte Muskel hat während der schwächeren Impulse Zeit zur Regeneration seiner Energie, um dann erneut arbeiten zu können.

Der Mechanismus ist ähnlich wie bei der natürlichen Kontraktion durch einen Nervenimpuls. Verwendet wird diese Elektrotherapie bei Muskeln, die durch lange Inaktivität schwach geworden sind. Reizstrom kann auch ganz gezielt zur Kräftigung – zum Beispiel der Bauchmuskeln - eingesetzt werden. Auch bei Verstopfung durch schwache Darmbewegung und Inkontinenz kommt Elektrotherapie mit Reizstrom zum Einsatz.

Elektrotherapie - Mittelfrequenztherapie

Die Mittelfrequenztherapie nutzt Wechselströme. Wenn die Frequenz des Wechselstroms über eine bestimmte Schwelle steigt (etwa 1.000 Hz, das entspricht 1.000 Impulsen pro Sekunde), reagieren die Muskeln nicht mehr mit einer einzelnen Erregung sondern einer Dauerkontraktion. Daher lässt man die Ströme an und abschwellen. Außerdem sinkt der Hautwiderstand bei dieser Elektrotherapie. Das bedeutet, Strom kann effektiver in den Körper eintreten und man kann ohne Hautschädigung höhere Intensitäten verwenden. Dadurch erhöht sich die Eindringtiefe in den Körper. Auch werden bei dieser Elektrotherapie an den Elektroden keine elektrolytischen Zerfallsprodukte gebildet, wie beim Gleichstrom. Die Wirkung ist bei dieser Elektrotherapie an beiden Polen identisch. Der Patient empfindet ein „Schwirren“ oder „Vibrieren“, das aber mit der Zeit nachlässt. Erreichen möchte man damit eine Kontraktion und verbesserte Muskeldurchblutung.

Elektrotherapie - Hochfrequenztherapie (Kurzwellen, Dezimeterwellen, Mikrowelle)

Bei diesem Elektrotherapie - Verfahren handelt es sich um Wechselstrom mit sehr hoher Frequenz (über 100 kHz). Wie der Mittelfrequenzstrom führt er nicht zu Elektrolyse und erregt den Muskel nicht. Es entsteht ein elektrisches Feld mit dem Effekt einer oberflächlichen Erwärmung und ein magnetisches Feld mit Tiefenwärme. Die Erzeugung von Wärme steht im Vordergrund dieser Elektrotherapie. Behandelt werden kann die Haut/Unterhaut/Fettgewebe, Muskulatur und tiefere Gewebe. Die Wirkung ist schmerzsenkend, entspannend. Die Durchblutung steigt und die Dehnbarkeit des Bindegewebes verbessert sich. Die pulsierende Anwendung dieser Elektrotherapie nutzt man zur Behandlung von Entzündungen, bei beeinträchtigter Durchblutung und Schmerzwahrnehmung.

Welche Krankheiten werden behandelt?

Strom ersetzt Nervenimpulse

Unbewegte Muskeln verlieren nicht nur ihre Kraft, auch ihre Nerven bilden sich zurück. Dann wird aus einer vorübergehende Inaktivität/Lähmung eine schwerwiegenden Angelegenheit. Eine lange Rekonvaleszenzphase folgt. Bei Verletzungen überbrücken Stromimpulse die Phase bis zur Regeneration. Strom kräftigt die Muskeln und hilft Nervenfunktionen zu erhalten oder zurückzugewinnen. Sinn macht die Elektrotherapie aber nur, wenn der Körper noch über Restfunktionen verfügt. Angehen kann man mit Elektrotherapie Indikationen wie Inkontinenz, spastische Lähmungen, Parkinson sowie Rehabilitation nach einem Schlaganfall.

Elektrotherapie kurbelt den Stoffwechsel an

Strom erzeugt Bewegung auf molekularer Ebene, fühlbar an der Erwärmung. Damit regt man auch den Gewebestoffwechsel an. Gerade in der Heilungsphase nach Verletzungen, Brüchen, Operationen, Blutergüssen oder Zerrungen werden natürliche Prozesse gefördert. Strom hilft bei Resorption von Blutergüssen und Abschwellung. Daneben unterstützt Elektrotherapie die Gewebeversorgung bei Durchblutungsstörungen oder degenerativen Gelenkerkrankungen (Arthrose). In der Sportmedizin verkürzt das Verfahren die Ausfallzeit.

Schmerzkiller Strom

Auch die Schmerzlinderung gehört zu den typischen Anwendungsgebieten. Behandelt werden chronisch entzündliche Erkrankungen (Rheuma, Fibromyalgie) sowie Nervenschmerzen (Neuralgien, Polyneuropathie). Auch bei schwer behandelbaren chronischen Schmerzen kann eine Elektrotherapie eine Besserung einleiten (chronifiziertes Schmerzsyndrom, Phantomschmerzen nach Amputationen, Gürtelrose, Nervenschmerzen (Neuralgien, Trigeminus, Neuropathie), Muskelschmerzen (Myalgien), Gelenkschmerzen, Schmerzen nach Verletzungen, Morbus Sudeck, Migräne).

Elektrotherapie heizt ein und entspannt

Wärme aktiviert die Durchblutung und besänftigt Krämpfe. Verkrampfungen auch chronische Krampfschmerzen bei Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen, Haltungsschäden sowie Osteoporose zählen zu den typischen Indikationen.

Durchblutung stärken mit Strom

Strom fördert nicht nur die Durchblutung krampfender Muskeln, auch bei Durchblutungsstörungen kann man ihn nutzen. Bei Arteriosklerose und Thrombosen lindert eine vorsichtig dosierte Therapie die Spätschäden (postthrombotisches Syndrom). Daneben ist bei Schädigung des Lymphsystems und Ödemen, Ulcus cruris und Dekubitus Elektrotherapie indiziert.

Schön mit Strom

Auch die Fitnessbranche benutzt die Elektrotherapie: Elektromyostimulation heißt der Fachbegriff. Neben Straffung und Stärkung gehört die Gewichtsabnahme zu den versprochenen Wirkungen.

Wie wirksam ist Elektrotherapie?

Welche wissenschaftlichen Studien gibt es?

Die Wirkung der Elektrotherapie ist ein fester Bestandteil der Schulmedizin. Die Effekte der Elektrotherapie gegen Schmerz, Verbesserung der Durchblutung, Stärkung oder Entspannung der Muskulatur gelten als plausibel. Damit fördert man den Stoffwechsel des Gewebes und regenerative Prozesse. Darüber hinaus dürften besondere Anwendungen die Resorption von geschädigtem Gewebe fördern und so Entzündungstendenzen lindern. Dennoch lässt die klinische Studienlage der Elektrotherapie große Lücken. Angaben werden häufig von den Geräteherstellern geliefert, unabhängige Untersuchungen sind rar. Lediglich für TENS gibt es bezüglich Wirksamkeit und Nebenwirkungen einige Studien. Für eine abschließende Beurteilung reichen die Daten aber nicht.

Was zeichnet einen guten Therapeuten aus?

Elektrotherapie bedarf einer sorgfältigen Ausbildung des Therapeuten, da durch falsche Anwendungen ernsthafte Schäden auftreten können. Wenn der Patient sich mit einem geliehenen Gerät selbst behandeln soll, braucht er eine sorgfältige Schulung.

Auch für die Elektrotherapie-Geräte gelten strenge Bestimmungen. Es ist eine behördliche Zulassung notwendig und vor Ort müssen die Geräte auf Funktionsfähigkeit geprüft worden sein. Zudem hat der Anwender eine entsprechende Schulung nachzuweisen, damit die sachgerechte Anwendung garantiert werden kann. In der Regel haben die Anwender eine Ausbildung als Physiotherapeut sowie Masseur und medizinischer Bademeister oder Arzt. Für die Etablierung und Einhaltung von Qualitätsrichtlinien in Deutschland engagiert sich die Gesellschaft für Förderung der Elektrostimulation und Elektrotherapie (GESET).

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