So wirkt die Enzymtherapie
Der Klassiker: Enzymtherapie gegen Entzündungen
Die Enzymtherapie soll im menschlichen Körper unerwünschte Entzündungszustände beenden, indem sie entzündliche Botenstoffe aus der Klasse der Peptide und Proteine beseitigen. Dabei lassen sich die Folgen einer Immunantwort abmildern.
Was geht im Blut bei einer Entzündung vor?
Bei einer entzündlichen Reaktion steigen im Blut die Botenstoffe und die zirkulierenden Antikörper an. Antikörper sind Proteine, die vom Körper in der Regel gegen Eindringlinge oder unnatürliche Stoffe, gelegentlich aber auch gegen körpereigene Strukturen produziert werden. Wenn sie an Ihr Ziel binden, ist es unwiderruflich für die Beseitigung markiert. Es entsteht ein Immunkomplex. Diese Strukturen wachsen oft wie ein Schneeball, dann ist eine Beseitigung für den Körper schwierig. Ist der Körper nicht mehr in der Lage, alle Immunkomplexe zu beseitigen, lagern sich diese auch im Gewebe und den Gelenken ab. Sie fördern eine unkontrollierte entzündliche Reaktion. Es kann daher zu einer überschießenden, chronischen Entzündungsreaktion mit entsprechenden Schmerzen kommen. Es beginnt ein Teufelskreis aus Entzündung, Gewebeschädigung und Aktivierung von entzündlichen Botenstoffen.
Enzyme sollen die Entzündung beenden
Einige Tierversuche konnten zeigen, dass die über mehrere Wochen zugeführten Enzyme Immunkomplexe beseitigen können. Damit würden sie ein Abklingen der entzündlichen Reaktion ermöglichen.
Daneben hat man zahlreiche andere Effekte belegt:
- Entzündliche Botenstoffe wie die „Substanz P“ werden abgebaut. Dieser Botenstoff leitet die Entzündung ein, weitet die Gefäße, sorgt für das Einwandern der Entzündungszellen und löst den Schmerz aus.
- Bromelain hemmt das Einwandern von Entzündungszellen an den Herd.
- Daneben werden durch Enzyme Oberflächenproteine verschiedener weißer Blutzellen abgebaut, so dass sie nicht in der Lage sind auf entzündliche Botenstoffe zu reagieren.
- Je weniger Entzündung, desto eher klingen auch die Schmerzen ab.
- Bei aggressiven Entzündungsvorgängen werden auch gewebezerstörende Enzyme freigesetzt. Man nimmt an, dass auch sie bei der Enzymtherapie beseitigt werden.
- Man konnte eine gesteigerte Leistung von Fress- und Killerzellen feststellen. Sie beseitigen die Immunkomplexe oder infizierte Zellen schneller.
- Gerade bei Wunden werden dabei abgestorbene Gewebeteile leichter ausgeschieden.
- Tierexperimentell wurde in mehreren Untersuchungen die Wirkung der systemischen Enzyme in Richtung einer „Blutverdünnung“ (Hemmung der Gerinnung, Förderung des Abbaus von Thromben) belegt.
Ein klassisches Einsatzgebiet der Enzymtherapie sind also Erkrankungen, die durch entzündliche Prozesse gekennzeichnet sind: Allergien, Venenleiden, Sportverletzungen, Knochenbrüche, Prellungen, Wunden, Muskelkater, rheumatische Beschwerden u. a.
Enzymtherapie bei Tumoren
In der Biologischen Krebstherapie hat die Enzymtherapie ebenfalls einen Platz gefunden. Man nimmt an, dass sie an mehreren Stellen angreift:
- Enzyme sollen die Entzündung und Nebenwirkungen der Strahlen- oder Chemotherapie sowie postoperative Schwellungen reduzieren und daneben den Schmerz bekämpfen. So wurden verminderte Beschwerden durch den Tumor und die Tumortherapie zu Protokoll gegeben.
- Enzyme sollen das Immunsystem im Kampf gegen Krebs unterstützen. Tumorzellen sind manchmal unter anderen Molekülen (Fibrin, Immunkomplexe) versteckt. Enzyme sollen diese Hindernisse beseitigen. Das Immunsystem hätte dann wieder Zugang zu den Tumorantigenen.
- Die Enzymtherapie reduziert die Überlebensrate vieler Tumorzelllinien im Labor.
- Laborversuche haben belegt, dass die Konzentration von Chemotherapeutika, die in den Tumorzellen wirken, durch eine gleichzeitige Enzymtherapie höher ausfällt.
Allerdings sind noch viele Fragen offen. Ob Enzyme zum Beispiel den Abbau von Bindegewebe fördern und den Zellverband auflockern oder Zell-Anker-Moleküle abbauen, ist ungewiss. Das könnte das Abwandern der Krebszellen ermöglichen. Erste Versuche mit Brustkrebspatientinnen lassen zwar vermuten, dass Enzyme die Rückfallrate reduzieren, große Studien mit hochwertiger Ausführung fehlen jedoch.
Pankreatitis, Pankreasinsuffizienz, Maldigestion
Wenn die Bauchspeicheldrüse nicht in der Lage ist, ausreichend verdauende Enzyme zu produzieren, kommt es zu Fettstuhl (Steatorrhö) und Gewichtsverlust. Dann versucht man die fehlenden Enzyme durch Enzympräparate zu ersetzen. Eingesetzt wird in der Regel ein Mischpräparat mit verschiedenen Enzymen (Schweinepankreatinpräparat) oder speziell zur Verdauung von Fett (Pilzlipasepräparate).
Verbesserung von Bluteigenschaften
Eiweißspaltende Enzyme sollen die Fließeigenschaften des Blutes verbessern, also das Blut „dünner“ machen. So wurde in verschiedenen Testsystemen gezeigt, dass einige Proteasen die Verklumpung der Blutplättchen vermindert und die Blutflusseigenschaften verbessert. Auch die körpereigene Gerinnsel-Auflösung (Fibrinolyse) soll damit unterstützt werden.
Vorläufige Untersuchungen am Patienten mit einem hohen Cholesterin-Triglycerid-Spiegel zeigen nach mehrwöchiger oraler Einnahme von Enzymen eine Senkung der Werte um etwa 25 %. Auch dieser Aspekt führt zu einer Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes und könnte im Rahmen einer Therapie gegen Verschlusskrankheiten, Arteriosklerose und Herz-Kreislauferkrankungen sinnvoll sein.
Thrombolyse
Enzyme werden seit den 70er Jahren bei Thrombosen, Schlaganfällen,
Embolien und Herzinfarkten eingesetzt. In der Regel verwendet man Urokinase
oder Plasminogenaktivator. Diese Enzyme greifen die verstopfenden Thromben an
und bauen sie in lösliche Bruchstücke ab. Allerdings ist diese Therapie nur
unter besonderen Bedingungen sinnvoll. Die Enzymtherapie muss zum Beispiel sehr
schnell einsetzen.
Eine Behandlung durch Thrombolyse ist nicht ungefährlich.
Man wägt daher Risiko und Nutzen ab. Der Eingriff sollte nur in spezialisierten
Zentren mit ausreichender Erfahrung erfolgen.
Ablauf der Behandlung
Es ist vorteilhaft Enzyme sofort bei den ersten Beschwerden in ausreichender Dosierung einzusetzen. Die Enzymtherapie erstreckt sich bei akuten Schmerzen/Entzündungen in der Regel über mehrere Wochen, bis die Beschwerden abgeklungen sind. Bei chronischen Beschwerden wird sie mitunter bis zu 6 Monaten durchgehalten. Bei Verletzungen kann das Enzympräparat sofort nach dem Unfall eingenommen werden, um der Schwellung vorzubeugen.
- Die verschiedenen verkäuflichen Enzymkombinationen sollten zur Dämpfung von Entzündungen nicht zum Essen eingenommen werden, sondern etwa 45 min vor den Mahlzeiten oder 1,5 Stunden nach dem Essen mit ausreichend Wasser. Die Einnahme erfolgt in der Regel dreimal täglich.
- Zur Förderung der Verdauung werden Enzyme zusammen mit der Mahlzeit geschluckt.
Kosten und Erstattung
Krankenkassen erstatten keine Nahrungsergänzungsmittel mit Enzymen. Ausnahmen gibt es nur für Arzneimittel gegen Symptome bestimmter Erkrankungen: Mukoviszidose, Bauchspeicheldrüsenschwäche - „exokrine Pankreasinsuffizienz“, Bauchspeicheldrüsen- oder Magenentfernung sowie Thrombolyse. Dann wird die Enzymtherapie aber ärztlich verordnet.
Ergänzende Maßnahmen
Mineralien und Spurenelemente
Die Enzymtherapie kann begleitend zu den
jeweiligen klassischen Verfahren durchgeführt werden. Empfehlenswert ist
begleitend eine mineralien- und spurenelement-reiche Kost. Damit garantiert man
die Funktion der eigenen Enzyme. Entzündliche Zustände sind mit einem sauren
Stoffwechsel verbunden, den Mineralien effektiv abpuffern.
Antioxidantien
Weiter eignen sich antioxidativ wirkende Stoffe, welche Entzündungsschäden abfangen (Selen, Zink, Vitamin C, Vitamin E, Antioxidantien aus Obst und Gemüse). Zink oder antibiotische Pflanzen bessern die Abwehrsituation bei Infektionen und Abwehrschwäche.
Stärkungsmittel
Bei geschwächten und geriatrischen Patienten empfehlen sich daneben Stärkungsmittel wie Ginseng.
Speziell Gefäßleiden
Entwässernde Wirkstoffe oder Heilpflanzen Rosskastanie, Mäusedorn, Buchweizen helfen bei gefäßbedingten Schwellungen zusätzlich.
Baustelle Darm
Die Enzymtherapie entfernt bei einigen Darmbewohnern die Befestigungselemente an die Darmschleimhaut. Sie können sich im Darm schlechter halten. Bei Darmbeschwerden kann eine mikrobiologische Therapie oder viele Heilpflanzen für günstige Begleiteffekte zur Enzymtherapie sorgen (wie Tausendgüldenkraut und Enzian für die Verdauungstätigkeit und Weihrauch gegen Entzündungen).