Familienstellen
Klärung von Beziehungsmustern durch Familienstellen
Der Klient stellt in einem Raum sein Beziehungsnetz nach dem eigenen, inneren Bild mit Stellvertretern auf. Der Therapeut greift dort klärend, entlastend, teilweise versöhnend und tröstend ein.
Von: PhytoDoc-Redaktion
Die Familie prägt den Charakter
Das Familienaufstellen ist eine Methode zur Klärung von Beziehungsmustern. Dazu stellt der Klient sein Beziehungsnetz in einem Raum nach dem eigenen, inneren Bild mit Stellvertretern auf. Dabei werden Bindungen, Verstrickungen und Botschaften für Therapeut und Klient sichtbar und zugänglich.
Jeder Mensch ist innerlich mit den Verhaltens- und Fühlweisen seiner Herkunftsfamilie oder auch des Partners bzw. der Partnerin verbunden. Familienaufstellen geht davon aus, dass auch die Handlungsmöglichkeiten der jeweiligen Person durch die Geschichte und die Regeln der Familie mitgeprägt sind. Dadurch kann der persönliche Handlungsspielraum eingeengt sein.
Welche Krankheiten werden mit Familienstellen behandelt?
- autoaggressive Erkrankungen
- Eltern-Kindkonflikte
- Gewalt und Missbrauch, Bewältigung
- Partnerschaftskonflikte: Paartherapie
- Probleme bei der Selbstverwirklichung
- psychische Erkrankungen: Depressionen, Panikattacken
- psychosomatische Beschwerden: Asthma bronchiale, Neurodermitis, ADHS, Magersucht, Bulimie, Migräne, Schlaflosigkeit
- Schuldgefühle
- Stress
- Verhaltensauffälligkeiten
Erkrankungen, bei denen Familienstellen helfen kann
Behandlungsprinzip
Das Familienaufstellen ist eine Methode zum Erkennen und Lösen negativer Lebensmuster, mit dem Ziel, einen guten und angemessenen Platz im System einzunehmen und auf diese Weise zu Glück und Zufriedenheit zu finden. Scham und Schuldgefühle sollen weichen, Traumata sollen beseitigt werden. Es müssen keine negativen Gefühle mehr unterdrückt werden, sodass Energie für neues Fühlen und Handeln frei werden kann. Familienaufstellen ermöglicht unter Umständen auch Versöhnung und Dankbarkeit. Negative Symptome und auffällige Verhaltensweisen, die durch die Verhältnisse entstanden sind, sollen nach der Klärung oft von selbst verschwinden.
Wie wirksam ist die Methode?
Familienaufstellung, bei der Klienten ihre Herkunftsfamilie in einem Raum nach ihren eigenen Empfindungen gruppieren, dient einem ausgebildeten Therapeuten als diagnostisches Hilfsmittel, um die Beziehungen der Betroffenen zu verstehen und auflösend einzugreifen.
Die Deutsche Gesellschaft für systemische Therapie und Familientherapie weist darauf hin, dass es öfters Missbräuche und umstrittene Anwendungen des Familienstellens gegeben hat. Hier könnte es sein, dass Menschen psychischen Schaden erleiden. Dabei wird Familienstellen als Laienspiel inszeniert, das von einem Therapeuten – teilweise übertrieben autoritär – dominiert wird. Zudem werden verstorbene Generationen und deren Gedanken und Wünsche miteinbezogen sowie Unterwerfung unter andere Personen gefordert.
Es wird daher empfohlen, zu prüfen, ob der Therapeut eine solide Ausbildung (in systemischer Therapie) besitzt und den Prozess mit Fachkunde begleiten kann.
- Esoterische Aspekte wie Gedanken und Wünsche von Verstorbenen in das Familienstellen miteinzubeziehen gilt als unseriöse Praktik.
- Der Therapeut sollte sich bewusst sein, dass er die "Wahrheit" nicht kennen kann. Meist gibt es auch nicht eine Wahrheit, sondern verschiedene Sichtweisen auf Geschehnisse. Er sollte beim Familienstellen neutral sein und den KlientInnen und ihrer Sichtweise mit Einfühlungsvermögen und Respekt begegnen, sie nicht dominieren oder gar unterwerfen.
- Ein guter Therapeut übernimmt Verantwortung für sein eigenes methodisches Vorgehen.
- Eine seriöse Therapie basiert auf einer persönlichen Beziehung von Therapeut und dem Klienten.
- Es ist nicht ausreichend, ein einziges Familienstellen durchzuführen. Um die Probleme grundlegend zu verändern oder zu beseitigen ist meist eine längere professionelle Begleitung notwendig.
- Eine Behandlung in Großgruppen beim Familienstellen mit Publikum wird abgelehnt.
Werden diese Punkte berücksichtigt, kann das Familienstellen als sinnvolle Therapieergänzung gewertet werden.
Quellen/Weitere Informationen
Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie
Literatur
- Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie e. V., Homepage, Stand November 2009
- Die Deutsche Gesellschaft für Systemaufstellungen (DGfS), Homepage, Stand November 2009
- Hepp, V.: , Familienaufstellungs-Lexikon, Stand November 2009
- Schilling, C.: Systemisches Familienaufstellen nach Bert Hellinger, Homepage, Stand November 2009