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Ozontherapie

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Ozon wird erst seit kurzem künstlich hergestellt.
© stock.xchng

Element O: mächtig aktiv

Die Ozontherapie verwendet eine reaktive Form des Sauerstoffmoleküls zur Behandlung. Die Anwendung von Ozon zu Therapiezwecken ist medizinisch umstritten.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, medizinischen Fachliteratur erstellt und mit viel Leidenschaft und Expertise für die Naturheilkunde ergänzt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem ärztlichen Leiter Dr. med. Berthold Musselmann.

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Reaktivierung des Sauerstoff-Stoffwechsels

Die Ozontherapie soll helfen den Sauerstoff-Stoffwechsel zu reaktivieren, insbesondere die Abwehrmechanismen gegen den oxidativen Stress. Die Ozontherapie wird auch unter den Namen Ozon-Sauerstoffbehandlung, Oxyontherapie oder Hyperbare Ozontherapie geführt. Dennoch gehört das Verfahren nicht zu den Sauerstofftherapien.

Der kleine Unterschied: Ozon und Sauerstoff

Sauerstoff besteht aus zwei Molekülen Sauerstoff (O2), Ozon aus drei (O3). Ozon ist eine sehr labile und sehr reaktive Zustandsform des Elements Sauerstoff. Beim Zerfall entstehen freie Radikale, die innerhalb von Sekunden mit den Molekülen der Umgebung reagieren. Sie werden dabei oxidativ zerstört.

Ozon: Potent oder aggressiv?

Ozon ist eines der stärksten Oxidationsmittel und in höheren Konzentrationen für alle Organismen giftig. Diese Wirkung nutzt die Ozontherapie unter kontrollierten Bedingungen, zum Beispiel um Mikroorganismen abzutöten. Ozon kann nachweislich Viren, Bakterien und Pilze inaktivieren. Die Ozontherapie soll auf den Körper einen gezielten Reiz ausüben, um die Durchblutung, Wundheilung und Sauerstoffversorgung zu verbessern sowie das Immunsystem auszubalancieren. Alle Enzymsysteme, die mit Sauerstoff und oxidativem Stress im Körper zu tun haben, werden von Ozon aktiviert. Gerade eben auch solche, die mit der Sauerstoffentgiftung von Sauerstoffradikalen involviert sind. Ozontherapie wirkt also wie ein therapeutischer Schock. Damit gehört die Ozontherapie zu den Reiz- und Regulationsverfahren.

Zwar gibt es Ozon in der natürlichen Atmosphäre, doch kann man Ozon erst seit letztem Jahrhundert künstlich herstellen. Die Geschichte der Ozontherapie ist daher noch sehr kurz. Die Forschung untersucht zwar die Wirkung von Oxidantien und Antioxidantien auf breiter Basis, die Schulmedizin nutzt Ozon aber nicht. Die Ozontherapie ist ein Verfahren der Komplementärmedizin.

Behandlungsprinzip

Prinzip Begasen mit Ozon

Ein Ozon-Sauerstoff-Gemisch wird äußerlich zur Begasung von Wunden und Körperteilen verwendet. Alternativ kommen Lösungen des Gases in Flüssigkeiten zum Einsatz (wie ozoniertes Olivenöl oder Wasser). Sie werden auf die Haut äußerlich aufgebracht, ozoniertes Wasser wird mitunter auch getrunken. Häufig wird entnommenes Blut mit Ozon behandelt und anschließend in eine Ader oder einen Muskel gespritzt (Ozon-Eigenblut-Therapie). Daneben wird das Ozongas direkt in ein Gelenk, den Darm oder unter die Haut gespritzt.

Winzige Mengen von medizinischem Ozon

Medizinisches Ozon wird aus reinem Sauerstoff hergestellt und ist daher, im Gegensatz zu dem Umweltgift Ozon aus dem Smog, sehr rein. In den Geräten entsteht 0,05 bis 5 % Ozon aus dem Grundmaterial Sauerstoff. Medizinisch eingesetzt werden sehr geringe Konzentrationen. Ozon darf in hohen Mengen nicht dauerhaft eingeatmet werden, es ruft sonst Nebenwirkungen hervor.

Es haben sich innerhalb der Ozontherapie verschiedene Behandlungsarten etabliert. Besonders häufig angewendet wird die Ozon-Eigenblutbehandlung.

Eigenblutbehandlung

Aus der Vene entnommenes Blut wird mit einer frischen Ozon-Sauerstoffmischung versetzt und anschließend wieder in die Vene, Arterie, Haut oder in den Muskel injiziert.

  • Bei der „Großen Eigenblutbehandlung“ – auch „Blutwäsche“ genannt – werden etwa 60 bis 200 Milliliter Blut entnommen und mit Heparin ungerinnbar gemacht. Nach dem Versetzten mit Ozon wird das Blut wieder in die Vene gespritzt.
  • Bei der „kleinen Eigenblutbehandlung“ bezieht sich die Behandlung auf nicht mehr als 5-10 Milliliter Blut. Es wird meist in den Muskel injiziert.

Das Ozon hat bei dieser Variante schon mit den roten Blutzellen und dem Blutplasma abreagiert, bevor es wieder zurückkommt. Auf diese Weise kommen nur die relativ stabilen Reaktionsprodukte und nicht der reaktive Sauerstoff selbst im Körper an.

Kochsalzinfusion mit Sauerstoff-Ozon

Anders sind die Verhältnisse bei dieser Version der Ozontherapie. Eine mit Ozon angereicherte Kochsalzlösung wird als Infusionslösung in aktiver Form in den Körper gebracht.

Ozon im Magen-Darmtrakt

Ozoniertes Wasser wird direkt nach der Herstellung getrunken und soll das Immunsystem stärken. Auch bei der Behandlung von entzündlichen Enddarmerkrankungen wird Ozon verwendet. Mit einer Klistierspritze wird 300 ml Ozon-Sauerstoff-Gemisch in den Darm eingebracht (rektale Insufflationen). Der Kontakt mit der Darmwand soll dann die therapeutische Reaktion auslösen.

Intraartikuläre und periartikuläre Ozoninjektion, Injektion unter die Haut

Hier wird das Ozon direkt in die Gelenke, deren Umgebung oder die Bandscheibe gespritzt. Dort reagiert es mit den hoch entzündlich aktivierten Zellen sowie schmerzleitenden Nervenenden. Eingesetzt wird diese Ozontherapie bei Schmerzen und Entzündungen, insbesondere bei Rückenschmerzen und beim Bandscheibenvorfall.

Ozon-Behandlung von außen

Die äußerliche Begasung von Wunden mit Ozon gegen Wundinfekte erfolgt in einem luftdichten Beutel, der über die entsprechende Extremität gestülpt wird. Neben dieser direkten Begasung gibt es die Möglichkeit angereicherte Flüssigkeiten wie Ozonwasser oder ozoniertes Olivenöl äußerlich aufzutragen.

Ozontherapie beim Zahnarzt

Kariösen Zähne, Wurzelkanäle oder erkranktes Zahnfleisch werden zur Desinfektion mit Ozon begast. Verwendet werden dadurch gummiartige Silikonaufsätze, die luftdicht auf das Behandlungsgebiet gestülpt werden. In der Glocke wird ein Unterdruck erzeugt und dann das Ozon eingeleitet. Es wird nach einigen Sekunden wieder abgesaugt.

Welche Krankheiten werden behandelt?

Radikale Ozontherapie bei Infektionen

Reaktives Ozon wirkt wie ein Antibiotikum und wird zur Behandlung von infizierten WundenFurunkeln, Fisteln, Akne, Vaginalpilz und schlecht heilenden Geschwüren (offenen Beine, Dekubitus, Gangrän) eingesetzt. Aktuell auch die Anwendung im Mund bei Entzündungen nach Implantaten (Periimplantitis), Infektionen in Zahn und Wurzel, Wurzelkaries oder Soor und bei Mandelentzündung. Ozon soll außerdem helfen geschädigten Zahnschmelz zu remineralisieren. Innerlich behandelt man chronische virale Erkrankungen (Herpes, Hepatitis) damit. Die Ozontherapie soll bei chronischen Infektionskrankheiten aber nicht nur die Keime abwehren, sondern daneben die Immunantwort stärken (Abwehrschwäche). Darmkeime möchte man zur Symbioselenkung über eine ozonierte Darmspülung erreichen (Colonhydrotherapie).

Ozontherapie zur Umstimmung

Bei überaktivem Immunsystem wie Allergien (Heuschnupfen) und entzündlichen Erkrankungen (chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Chron, Colitis ulcerosa, Hämorrhoiden), Asthma bronchiale oder Gelenkerkrankungen (RückenschmerzenRheumaArthrose, Arthritis) zählt man auf die umstimmende und immnun-dämpfende Wirkung von innerlichen Ozonanwendungen. Bei Hauterkrankungen (NeurodermitisEkzeme) wählt man eher die äußerliche Begasung. Daneben erhofft man sich bei Krebserkrankungen zum Beispiel eine verbesserte Tumorabstoßung von dem Gas.

Ozon aktiviert die Durchblutung

Ozon und Sauerstoff verbessern die Durchblutung und Gewebeversorgung sowie den Stoffwechsel der roten Blutzellen. Die Anwender der Therapie geben an, die Ozontherapie hätte eine durchblutungssteigernde Wirkung und würde zu einer besseren Sauerstoffversorgung des Gewebes führen. So wirke das Ozon/Sauerstoffgemisch bei Gefäßerkrankungen (Claudicatio intermittens) und arteriellen und altersbedingten Durchblutungsstörungen (gerade Augen und Gehirn) verbessernd auf die Gewebeversorgung. Ozon soll vorbeugend gegen Schlaganfälle helfen. So gehören Schwindel, Gangunsicherheit, Hörsturz und Tinnitus zu den propagierten Anwendungsgebieten. Einige Therapeuten behandeln auch Arteriosklerose, Herz- und Kreislaufschwäche mit dem Gas.

Kick für den Stoffwechsel

Als stimulierende Anti-Aging Methode kommt die Ozontherapie aber nicht nur bei älteren Menschen oder der Rekonvaleszenz in Frage, sondern daneben bei Müdigkeit und Abwehrschwäche sowie bei Sportlern zur Aktivierung des Körpers. Bei Makuladegeneration soll gerade die körperliche Oxidantienabwehr stimuliert werden, bei Verstopfung die Darmbewegung. Auch bei Stoffwechselstörungen (wie beginnendem Diabetes Typ2 und hohen Fettwerten) soll der Reiz den Körper zu einer besseren Regulation anregen. Gerade bei degenerativen Erkrankungen wird der Ozontherapie eine Vitalisierung zugesprochen (Anti-Aging).

Schmerzen dämpfen mit Ozon

Entzündungen führen zu Gewebszerstörung und Schmerzen. Die Ozontherapie soll die Gegenspieler aktivieren und Nerven abstumpfen. Zu den Anwendungsgebieten zählen Gelenkserkrankungen, wie Schulter-Arm-Syndrom, Rückenschmerzen und Beschwerden der Halswirbelsäule. Daneben ist die Ozontherapie bei Lendenwirbelvorfall, chronischen Schmerzen im Lendenbereich (durch degenerative Veränderungen) sowie Kniegelenksarthrose getestet worden. Typische Behandlungsgebiete sind Nervenstörungen wie Neuralgien (Herpes-Zoster-Neuralgie), Migräne und Verkrampfungen.

Wie wirksam ist die Ozontherapie?

Ozonanwendungen sind medizinisch umstritten

Es gibt keine Leitlinien oder Konsensuspapiere der Fachgesellschaften, die eine Ozontherapie bei einer bestimmten Erkrankung empfehlen würden. Bei der Wirkungsweise gibt es zwar einige experimentelle Anhaltspunkte zu den molekularen Vorgängen, die therapeutische Wirksamkeit ist jedoch nicht genau bezifferbar.

Klinische Daten

Seit den siebziger Jahren wurden tausende von Veröffentlichungen über die Anwendung der Ozontherapie in der Medizin publiziert. Dabei handelt es sich meist um Laborversuche, Fallbeschreibungen und Anwendungsbeobachtungen. Sie liefern ausreichend Material für viele Hypothesen. Korrekte klinische Studien mit Vergleichsgruppen und einer ausreichenden Zahl von Patienten gibt es wenige. Einige Fachleute halten daher die Kenntnisse über die Ozontherapie für wenig gesichert und raten vor der endgültigen wissenschaftlichen Prüfung von einer Anwendung ab.

Was zeichnet einen guten Therapeuten aus?

Ozon ist ein giftiges Gas und seine Anwendung gehört in die Hände von Fachleuten. Wesentlich dabei sind die richtige Dosis sowie die Verabreichungsform der Ozontherapie. Fachleute bemängeln, dass derzeit die richtige genaue Dosis nicht feststehe und die Überwachung der Dosierung nicht befriedigend gelöst sei. Viele Therapeuten nutzen Erfahrungswerte anstatt einer exakt gemessenen Ozonkonzentration.

Einige Fachgesellschaften garantieren eine Qualitätssicherung für die Ausbildung und Behandlung. In Deutschland bieten etwa 8.000 Ärzte und etwa 2.000 Heilpraktiker die Ozontherapie an. Seriöse Therapeuten sollten einer Fachgesellschaft (Deutschland) angehören sowie bei dieser Gesellschaft eine Ausbildung in Ozontherapie abgeschlossen haben.

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