Rumpelstilzchen-Trilogie Teil I: Das Namenlose
Erster Weg zur Lösung: Dem Problem einen Namen geben
"Ach, wie gut, dass niemand weiß...". Unbenannte Probleme können nicht angegangen werden.
Von: Berthold Musselmann
Was wir nicht benennen können, bleibt uns unerreichbar
Nicht nur im Märchen „Rumpelstilzchen“ wird es klar: Was wir nicht benennen können, bleibt uns unerreichbar, können wir schlecht handhaben und entschärfen.
Es ist also ein erster wichtiger Schritt getan, wenn uns unser Arzt hilft, das was uns bedrückt, genauer einzugrenzen und ihm schließlich einen Namen geben zu können
Geschichten über Lebensphasen und -krisen
Verena Kast analysiert Märchen psychoanalytisch, fesselnd sind ihre Aussagen zur Lösung existentieller Probleme, die uns alle über kurz oder lang im Leben begegnen. Sie zeigt in ihren Büchern Wege auf, auf denen wir die in Märchen gesammelte Kraft der Lebenserfahrung und Volksweisheit nutzen können.
Auffallend ist auch, dass Märchen Kinder besonders in bestimmten Entwicklungsphasen ansprechen, also dann, wenn der Lebensfokus auf den dort indirekt bearbeiteten Themen liegt. Auch „liegen gebliebene Kinder“, also wir Erwachsene, die wir alle irgendwo „kindisch“ geblieben sind, was liebenswert, kraftspendend, aber auch problematisch sein kann, sprechen Märchen höchst unterschiedlich an.
Tief berühren uns Geschichten zu Lebenskrisen wie die Irrfahrt des Odysseus und viele andere griechische Mythen und Sagen, die Grundprobleme des menschlichen Seins behandeln. C.G. Jung hat Archetypen der Menschenwelt identifiziert, Urtypen von Menschen mit bestimmten Eigenschaften, die sich in der Menschengeschichte immer wieder finden, die uns in Träumen, in der Kunst usw. immer wieder begegnen.
Auch Angst ist am schlimmsten, wenn sie namenlos – frei flottierend ist. Phobien, also Ängste vor bestimmten Dingen, Situationen etc., sind da schon besser behandelbar.
Schrittweise ist es also das Ziel von Diagnostik, Therapie und Menschenbegleitung, Unbewusstes vorbewusst, Vorbewusstes bewusst zu machen, dem Gestaltlosen schrittweise die Gestalt zu entlocken, die Dämonen wieder in ihre Flaschen zu schicken, um sie beherrschbar zu machen.
Dies erinnert an die Therapie von Traumata, also seelischen und körperlichen Wunden, wo die Betroffenen dann wieder besser im Leben klarkommen, wenn sie in der Lage sind, ihre traumatische Geschichte zu erzählen, ihre zerbrochene Welt wieder zusammenzusetzen, ihre Bilder, Gefühle, ihr Körper-, Seelen- und Gefühlserleben, ihre Erinnerung und ihr Körpergefühl wieder in Deckung zu bringen.
Wie das geschehen kann und was dies dann bewirkt – im Teil II mehr davon.
Ihr
Berthold Musselmann