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Rumpelstilzchen-Trilogie Teil III: Die Umsetzung

Eine junge Ärztin lächelt in die Kamera.

Das benannte Problem anpacken

Ganz so einfach, wie bei Rumpelstilzchen ist es mit den Problemen nicht. Ist das Problem einmal benannt, muss es angepackt werden.

Von: Berthold Musselmann

Arzt oder Lebensberater?

In den letzten Jahren wurde es mir immer klarer: Das Arztsein mutiert zunehmend zu einer Art Beratung in allen Lebenslagen.

Ratschläge können sein wie Schläge – wohldosiert, an die Lebenssituation des Ratsuchenden angepasst und zur rechten Zeit, jedoch sind sie ein Königsweg zur Gesundheit.

Zur Umsetzung anstupsen

Es scheint, dass in der heutigen Komplexität der Welt Menschen kaum mehr ohne Fachleute auskommen. Andererseits leben ganze Fachzweige davon, dass den Menschen eingeredet wird, dass sie für alle möglichen Probleme Fachleute brauchen. Ja, um Gedanken von Werner Bartens zu wiederholen, auch und gerade in der Medizin wird systematisch Bedarf geschaffen (vgl. „Die Krankheitserfinder“). Dennoch gibt es viele Situationen, in denen es sinnvoll ist, Rat zu suchen, wo der Leidensweg erheblich abgekürzt werden kann.

Der gute Arzt muss (siehe Blogbeiträge zum Thema „Burnout“) Lebensberater, Coach, Fitnesstrainer, Eheberater, Ergonom etc. sein, um den ratsuchenden Menschen Wege aus dem Teufelskreis von Überlastung, Schlafmangel, Erschöpfung, mangelnder Nutzung und Wiederauffüllung von Ressourcen etc. zu zeigen. Dieser Typ Arzt findet sich sehr oft beim hochindividuell vorgehenden Arzt mit einem Arbeitsschwerpunkt in Naturheilverfahren, wenn nicht dogmatisch auf bestimmten Methoden der Naturheilkunde, der Homöopathie, der Traditionell Chinesischen Medizin o.a. als alleinseligmachend beharrt wird. Hier finden wir gelegentlich den „Facharzt für alle im Einzelfall angebrachten, an die Konstitution des Patienten und die Art und Schwere der Gesundheitsstörung optimal angepassten Heilansätze“, den vielleicht besten Arzt in der Szene.

Es gibt einige Tricks, zusammengefasst in der „Psychologie Heute“ vom April 2009, mit denen wir die Umsetzung von erkannten Zusammenhängen und guten Ratschlägen erheblich erleichtern und uns selbst auch mal austricksen können. In dem Buch „Nudge“ (zu deutsch Stupser/Schubs) liefern Richard Thaler und Cass Sunstein Hinweise, wie man Menschen zu ihrem Glück zwingen könnte. Die Grenzen zur Manipulation verwischen hierbei, es stellt sich auch die Frage, ob etwas so Individuelles wie Glück von außen bestimmt werden soll bzw., in welchem Maß ein Staat oder Institutionen mit Psychotricks Menschen zu erwünschten Handlungen bringen dürfen. Dies darf grundsätzlich nur transparent geschehen, die Wirkung kann aber durch Transparenz teilweise deutlich geschmälert werden – eine klare Haltung ist hier nicht einfach. Natürlich geschieht Beeinflussung längst. Anreize für bestimmtes Handeln werden geschaffen, die natürlich nur jeweils so gut sind, wie die Leute, die die erwünschte Handlungsmaxime bestimmen – s. Verschrottungsprämie, ein ökologischer und auch wirtschaftlicher Fehlgriff.

Thaler und Sunstein nennen fünf auch im medizinischen Alltag häufige Situationen, bei denen Stupser nutzen könnten: 

  1. Entscheidungen, bei denen Nutzen und Kosten zeitlich auseinanderfallen, wie Sport treiben, Zähne putzen, Ernährung umstellen.
  2. Komplizierte Entscheidungen richtig treffen
  3. Seltene, folgenschwere Entscheidungen treffen müssen, bei denen man oft wenig auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann (Berufs-/Partnerwahl, Hauskauf etc., mit Hilfe der richtigen Stupser kaufen Menschen eben eher energiesparende Häuser)
  4. Entscheiden müssen, ohne zu wissen, was man will (z.B., weil wichtige Informationen / das Wissen fehlen, z.B. die Frage der richtigen Behandlung bei schwerer Krankheit)
  5. Entscheidungen ohne Feedback (Menschen brauchen die Anschaulichkeit, um die Folgen ihres Handelns / ihrer Entscheidungen erkennen zu können)

Wie sehen nun solche Stupser aus? Durchhalten fördern, indem sozialer Druck ausgeübt wird, Öffentlichkeit geschaffen wird (z.B. www.stickk.com), Ausschließen (Gefährdete lassen sich selbst aus Casinos verbannen), Ruhig bleiben (Filter im Ausgangspostkorb für E-Mails mit ruppigem Ton), Klarmachen (anschauliche Bilder für ersparte Renten-Summen), Mitmachen (Gruppendruck erhöhen über hohe Beteiligungsraten), Anprangern (Veröffentlichung von Umweltdaten größerer Unternehmen; wer will da schon zu den Umweltsündern gehören?). Kluge Eltern können noch Mengen solcher Stupser beitragen, da nicht nur sie selbst, sondern oft noch mehr ihre Sprösslinge mit Schwächen zu kämpfen haben, die man, wo möglich, klüger mit Motivation und Geschick als mit Vorschriften und Strafen lindert.

Hans-Detlev Ross, langjährig als Unternehmensberater und Coach aktiv, jetzt auch im Feld zwischen Beratung und Therapie tätig, drückt das so aus: 

„Meine Methode ist weder Psychotherapie noch klassisches Coaching, sie reifte während meiner Tätigkeit in Unternehmen, bei der ich vielfache Kenntnisse über die Bedingungen gewinnen konnte, die das Arbeitsleben positiv beeinflussen. Irgendwas zwischen Ergonomie, Lebensberatung, Achtsamkeit, klugem Umgang mit Ressourcen, Schutz vor Burnout etc. Im Wesentlichen handelt es sich um Beratung, abgestimmt auf die Bedürfnisse von privaten Personen, die zu Ärzten in die Sprechstunde kommen und um therapeutische Hilfe bitten. Dabei bin ich kein Psychotherapeut und will auch gar keiner sein. Ich habe beobachtet, dass gerade eine Vermeidung des klassisch therapeutischen Settings in bestimmten außergewöhnlich belastenden Lebenssituationen von Vorteil sein kann und zu einer schnelleren und direkteren Umsetzung ins Praktische führt. Dann ist es Zeit, sich jemanden zu suchen, der uns durch diese Situation/Phase begleitet. Es fällt uns leichter, Anpassungen und Veränderungen in unserem Verhaltensrepertoire vorzunehmen, wenn die Erkenntnis dazu aus uns selbst kommt, als wenn sie von außen an uns herangetragen wird.“ 

Auch unsere Gesellschaft wird eine Balance und ein Eintreten in ökologische Kreisläufe und eine Überwindung ziel- und maßlosen Wachstums besser erreichen durch Einsicht als durch Zwang und das Gefühl des Verzichts. Einige Stupser werden dazu nötig sein, genauso wie bei der therapeutischen Begleitung von Menschen, die ihre Lebensweise ändern müssen.

Manchmal kommt einem aber der glückliche „Zufall“ zur Hilfe, so wie bei der langjährigen starken Raucherin mit eigentlich schlechten Chancen, jemals mit dem Rauchen aufzuhören, die es schaffte, da „sie sich darüber ärgerte, bei Veranstaltungen wie alle den Eintritt zahlen zu müssen, zum Rauchen aber vor die Tür zu müssen“. Verbote können also auch segensreich sein.

Besser und wohl auch nachhaltiger sind aber statt der Verbote die positiven Einflüsse, Wege und Faktoren, die z.B. Nosrat Peseschkian mit seiner „Positiven Psychotherapie“ und besonders mit seinen Geschichten, die mehr als tausend Worte sagen, aufzeigt, wie wir unsere Ressourcen entdecken und nutzen können. Ähnliches können Kunstwerke, besonders Bilder, Gedichte etc. bewirken. Dabei ist nie zu vergessen, dass wir „Lustwesen“ sind, ohne Berücksichtigung des menschlichen Lustprinzips wird auf Dauer kaum ein guter Vorsatz durchgehalten.

Auf dass wir unsere Schweinehunde überwinden, ohne vor die Hunde zu gehen. Und vorher heißt es ja immer noch mit Lösungs-aufschiebender Wirkung: „Ach wie gut, dass niemand weiß…..“

Ihr

Berthold Musselmann

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