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Steuern auf dickmachende Lebensmittel – die Lösung für „dicke Länder“?

Ein dicker Bauch einer Frau ist zu sehen, um ihren Hals hängt eine Kette aus Würsten, in den Händen hält sie ein Brathähnchen und ein Glas Cola.
© whitestorm - Fotolia.com

Das Essverhalten einer ganzen Nation durch eine Steuer verändern...Geht das überhaupt? Was sagen Experten dazu?

Von: Anne Wlodarz

Mexiko – Land der Dicken

70 Prozent der Erwachsenen und 30 Prozent der Kinder sind in Mexiko übergewichtig. Das sind dicke Zahlen, die sogar von den Vereinigten Staaten nicht überboten werden können. Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto möchte nun mit harten Bandagen gegen das Gewichtsproblem seines Volkes kämpfen. Nieto riet den Bürgern zu mehr Bewegung, jeder sollte jeden Tag mindestens eine Stunde lang Sport treiben. Zudem soll nun auch eine Strafsteuer auf kalorienreiche Lebensmittel helfen, das Essverhalten der Mexikaner positiv zu verändern. Produkte, die mehr als 275 Kilokalorien pro 100 Gramm enthalten, werden ab 2014 mit 8 Prozent besteuert. Fast Food, Softdrinks, Süßigkeiten und Co. sollen nun zu „Luxusgütern“ in Mexiko mutieren und die Verbraucher durch die hohen Preise daran hindern, diese Produkte allzu oft zu konsumieren.

Doch werden Dicke dadurch wirklich dünner? Wir haben zwei Experten zu diesem kontrovers diskutierten Thema befragt.

Steuern auf Dickmacher – Sinn oder Unsinn?

Herr Prof. Dr. med. Hauner, Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin und Sprecher des Kompetenznetzes Adipositas, schätzt die Einführung der Steuer folgendermaßen ein: „Steuern auf Lebensmittel können als Steuerungselement für eine gesunde Ernährung genutzt werden. Studien zeigen jedoch, dass man meist größere steuerliche Anreize braucht, um die Wahl der Verbraucher zu beeinflussen. Eine Preiserhöhung zwischen 20 und 30 Prozent wäre schon nötig.“

Der Diätexperte Sven David Müller, MSc., hingegen spricht sich vollkommen gegen eine Steuer aus: „Zwangs-Steuern auf Lebensmittel oder auf Inhaltsstoffe sind diktatorische Maßnahmen. Das Ernährungsverhalten der Bürger in einer Demokratie so nachhaltig und sinnvoll zu ändern, ist kaum möglich. Sie werden sich andere Lebensmittel suchen, die übergewichtig machen können.“ Zudem weist er darauf hin, dass ein Teil der Industrie benachteiligt wird. „Wenn die Bürger ihre Lebensmittel selbst nicht frei auswählen dürfen, gleicht das Prinzip einer Ernährungs-Diktatur. Müller stellt auch die Wahl der Lebensmittel in Frage: „Welche Produkte sollte man besteuern und welche nicht? Was macht dick und was nicht? Fett allein macht keinen Menschen sofort dick. Genauso gilt das auch für Zucker und andere kalorienreiche Lebensmittel. Es geht ja auch immer um die Portionen. Eine ausgewogene und kontrollierte Ernährungsweise aus allen Lebensmittelgruppen, viel Bewegung und Entspannung fördern die Gewichtsabnahme. Jedem bleibt selbst überlassen, wie er sich ernährt.“

Bundesrepublik Dickland?

Nicht nur in Mexiko kämpft die Bevölkerung mit Übergewicht. Herr Prof. Hauner berichtet von Ernährungsproblemen auch in Deutschland: „Viele Menschen achten sehr stark auf den Preis und legen wenig Wert auf Qualität. Menschen aus ärmeren Verhältnissen greifen häufig zu bequemem Fastfood, was aber nicht unbedingt preiswert ist. Damit kaufen sie energiereiche Lebensmittel von schlechter Qualität.“

Sven David Müller hat beobachtet, dass qualitativ hochwertige Produkte genussvoller und damit oft auch langsamer verzehrt werden: „Langsame Esser, die viel kauen, werden schneller satt! Das Sättigungsgefühl tritt zeitverzögert ein. Wenn man schlingt, nimmt man automatisch mehr zu sich.“ Das Defizit der Deutschen sei aber nicht nur die falsche Ernährung mit Kalorienüberschuss, sondern auch der extreme Bewegungsmangel, der Stress und zu wenig Schlaf, so Müller. Anstatt Treppen zu steigen, nutzen die meisten Menschen lieber den Aufzug oder die Rolltreppe. Faulheit und Gemütlichkeit – das ist der Grund dafür. „Wir gönnen unserem Körper nicht die Bewegung, die er tatsächlich benötigt und nehmen dafür sogar lieber Schmerzen in Kauf“, so der Diätexperte.

Es geht aber auch anders: Gesund und billig kochen

Es ist durchaus möglich, sich gleichzeitig preiswert und gesund zu ernähren, wenn man die richtigen Lebensmittel auswählt. „Fertigprodukte sind keine Lösung“, sagt Müller. Für ein selbst zubereitetes Mittagessen mit frischen Zutaten braucht man nicht viel Geld.

Warum viele Übergewichtige trotzdem lieber nur die Tiefkühl-Pizza in den Ofen oder ein Nudelgericht in die Mikrowelle schieben, liegt auf der Hand: „Der Aufwand, selbst zu kochen, ist viel größer und zeitintensiver. Die Menschen wollen sich einfach nicht die Arbeit machen“, so der Ernährungsmediziner Herr Prof. Hauner.

Junk-Food-Steuer auch in Deutschland?

„Mit dem deutschen Grundgesetz ist eine Steuer auf kalorienreiche Lebensmittel nicht vereinbar. Man kann das Essverhalten einer Nation nicht reglementieren. Ein Volk kann nicht dazu gezwungen werden, dünner zu werden“, betont Müller.

Prof. Hauner befürwortet eine solche Maßnahme in Deutschland nicht: „Ich würde mir wünschen, dass gesunde Lebensmittel preiswerter werden. Eine Steuer, wie sie in Mexiko eingeführt wurde, ist in Deutschland keine Option. Die Politiker haben mehrmals klar gesagt, dass eine solche Steuer nicht in Frage kommt. Man will die Verbraucher nicht vor den Kopf stoßen. Sinnvolle regulatorische Maßnahmen sind aber durchaus eine Möglichkeit, Anreize für eine bessere Lebensmittelauswahl und damit gesündere Ernährung zu fördern. Dazu gehören z.B. mehr Transparenz bei der Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln oder Angaben des Energiegehaltes in der Gemeinschaftsverpflegung und Gastronomie.“

Die Wichtigkeit der Medien: von Vorbildern und falschen Informationen

Was kann die Gesellschaft also tun, um das Gewichtsproblem in den Griff zu kriegen? Die Hauptstichworte hierbei sind Aufklärung und Prävention. „Das Problem des Einzelnen ist, dass in der Gesellschaft nur rein rational appelliert wird und nicht emotional. Seit wann bestimmt Ratio unser Essverhalten“, fragt sich Sven David Müller und betont die Wichtigkeit von Idolen. „Anstatt chirurgische Eingriffe zur Gewichtsabnahme anzupreisen, sollte man in den Medien von Menschen berichten, die eine Vorbild-Funktion erfüllen können und durch gesunde Ernährung, Entspannung und Bewegung abgenommen haben.“

Prof. Hauner sieht in den Medien keine Hilfe: „Sie tragen eher zur Verwirrung des Konsumenten bei und spielen leider Gottes keine gute Rolle. Mehr fachliche und überprüfte Informationen wären wünschenswert. Die Diäten, die die Medien verbreiten, haben meist unsinnige Inhalte.“

Der Wille zählt

„Jeder kann abnehmen, sofern er es nur will.“ Der Diätexperte Sven David Müller hat uns exklusiv die besten Tipps verraten, die man beim Abnehmen beachten sollte, um Erfolg zu haben:

  • Stellen Sie sich die Frage: Wie dick bin ich und wie viel möchte ich abnehmen? Unrealistische Zielsetzungen sind keine gute Lösung. Mit kleinen Schritten kommen Sie garantiert besser voran.
  • Schließen Sie einen Vertrag mit sich selbst: „Ich will in diesem Jahr xx Kilo abnehmen. Ich habe verstanden, dass ich mein Verhalten ändern muss.“
  • Führen Sie ein Ernährungstagebuch und erstellen Sie sich wöchentlich einen Essensplan.
  • Verwenden Sie kleine Teller. Man ist auf diese Weise schneller satt.
  • Essen Sie sich an wasserhaltigen Speisen satt, wie z.B. Suppen, Obst und Gemüse und reichern Sie Ihr Essen mit viel Gemüse und Obst an (z.B. viel Obst im Frühstücksmüsli)
  • Jeden Morgen ein Frühstücksei ist Pflicht! Es enthält viele wichtige Stoffe, die unser Körper benötigt (Vitamine, Mineralstoffe, Lecithin, hochwertigste Proteine und ungesättigte Fettsäuren). Studien belegen zudem, dass man insgesamt am Tag weniger isst, wenn man zum Frühstück ein Ei isst.
  • Wenn man ohne Zwischenmahlzeiten nicht auskommt, sollte man diese auch einplanen, jedoch auf gesunde Snacks achten.
  • Nehmen Sie mindestens 1.200, besser 1.600 Kalorien zu sich. Die meisten Diäten scheitern an der Kalorienarmut, weil dies kaum durchzuhalten ist.
  • Steigen Sie nicht jeden Tag auf die Waage, das führt zu Frustration und daraus resultiert meist Frustessen. Alle 3 Wochen ein Gang auf die Waage ist ausreichend und motivierend.
  • Sorgen Sie für genügend Bewegung! Kleine Aktivitäten reichen bereits aus, die im Alltag leicht durchführbar sind. Stehen Sie beim Telefonieren auf und laufen Sie in der Wohnung herum, nutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel oder sogar das Fahrrad um von A nach B zu kommen, anstatt bequem ins Auto zu steigen. Auch ein kleiner Spaziergang am Abend ist ein guter Anfang. Nach einigen Wochen haben Sie dann Kondition dazugewonnen und wollen zusätzlich auch noch Sport machen.
  • Grundsätzlich ist alles erlaubt! Es kommt jedoch auf das Gesamtverhalten an. Sogar auf Fast Food muss man nicht für immer verzichten. Die Menge und die Häufigkeit sind entscheidend.

Müller stellt zudem klar, dass Übergewicht kein kosmetisches Problem ist, sondern es sich primär um ein ernstzunehmendes Gesundheitsproblem handelt. Übergewichtige müssen nicht unbedingt dünn werden. Vollschlank oder normalgewichtig ist das Ziel. Eine kleine Gewichtsreduktion von 3 bis 5 Kilogramm reicht bei übergewichtigen Menschen schon aus, um die damit verbundenen Gesundheitsrisiken zu senken. Dabei sollten sie beachten, dass nur eine langfristige Ernährungsumstellung dauerhafte Ergebnisse bringt.

Der Ernährungsmediziner Prof. Hauner möchte Übergewichtige animieren, das eigene Essverhalten und die Konsequenzen zu überprüfen und sich Gedanken um eine gesündere Ernährung zu machen. Er rät, sich bei Fragen an die Deutsche Gesellschaft für Ernährung zu wenden. Bundesweit gibt es viele seriöse Beratungsstellen zu Ernährungsfragen, die man nutzen sollte, wenn man alleine nicht mehr weiter weiß.

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