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Traditionelle Chinesische Medizin: Weit mehr als Akupunktur

Mann meditiert im Schneidersitz
© stock.xchng

Spricht man über TCM, fällt im gleichen Atemzug das Stichwort ‚Akupunktur’ und nur allzu häufig wird die TCM auf diese Behandlungsmethode reduziert. Dabei ist sie weitaus mehr und eine ganzheitliches Heilkunde.

Was ist Traditionelle Chinesische Medizin?

Tatsächlich basiert die Traditionelle Chinesische Medizin auf fünf Säulen der Behandlung. Bei allen 5 therapeutischen Maßnahmen wie Akupunktur, Arzneimitteltherapie (vor allem Kräuterbehandlung), Ernährung, Tuina-Massage und Qi-Gong besteht das Ziel darin, das energetische Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele zu bewahren beziehungsweise wiederherzustellen. Für die Gesundheit unverzichtbar ist ein harmonischer Fluss der Lebensenergie Qi. Das Qi wird über ein weit vernetztes Leitbahnsystem – die Meridiane – transportiert, das die Haut mit sämtlichen Organen und Muskelgewebe verbindet. Auf diesem System basieren sowohl die Akupunktur als auch die chinesische Kräuterheilkunde. Kann die Lebensenergie nicht mehr frei fließen, kommt es zu Blockaden.

Das ist häufig im Bereich der Schulter und Hüftgelenke der Fall, da hier viele Leitbahnen aufeinander treffen. Dennoch kann es zu Beschwerden an ganz anderer Stelle kommen. In TCM erfahrene Therapeuten wissen um diese Zusammenhänge und behandeln dementsprechend die betroffene Leitbahn, um die Selbstheilungskräfte anzuregen, einen ungehinderten Qi-Fluss zu ermöglichen und so das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang wieder herzustellen. Dabei kommen Akupunktur, Tuina-Massage oder individuelle Kräuterzubereitungen zum Einsatz.

Diagnostik in der TCM
Auch in der Diagnostik gibt es Unterschiede zur westlichen Medizin. Ein Arzt, der nach den klassischen Regeln der TCM behandelt, erstellt seine Diagnose durch Betrachten, Fragen, Hören, Betasten und Riechen. Es handelt sich hierbei um eine sehr individuelle Diagnose, bei der ein ausführliches Patientengespräch die Grundlage bildet. Für den Arzt sind die körperlichen Beschwerden, das allgemeine Befinden sowie Gewohnheiten und Vorlieben interessant. Welcher Art sind die Beschwerden? Bestehen emotionelle, psychische Belastungen? Wie steht es um die Ernährung? Hat der Patient bestimmte Vorlieben, was Essen angeht, oder starke Abneigung gegenüber manchen Speisen? Wie sieht es mit der Verdauung oder dem Schlafbedürfnis aus? Friert der Patient leicht oder schwitzt er im Gegenteil eher? Wichtige Indizien für den Arzt sind auch der Körpergeruch, die Stimme oder die Art, in der sich der Patient oder die Patientin bewegen.

Hervorzuheben sind an dieser Stelle auch die Puls- und die Zungendiagnostik. Bei der Zungendiagnose schließt der Arzt aus Form, Farbe und Beschaffenheit der Zunge (rot? dick? mit Zahnabdrücken?) und Art und Farbe des Zungenbelags auf die Erkrankung. Bestimmte Areale auf der Zungenoberfläche sind bestimmten Organsystemen zugeordnet. Bei der Puls­diagnose fühlt der Arzt mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger an drei verschiedenen Stellen jedes Handgelenks in drei verschieden Schichten den Puls. Dabei ist nicht nach schulmedizinischen Normen entscheidend, ob der Puls zu schnell oder zu langsam ist. Die TCM kennt 32 unterschiedliche Pulsqualitäten (voll, leer, fein, oberflächlich, tief, unregelmäßig, gespannt, abgehackt, schlüpfrig und so weiter).

Die fünf Säulen der Behandlung im Einzelnen:

  • Akupunktur und Moxibustion: Bei der Akupunktur wird durch Nadelung, bei der Moxibustion durch Erwärmung mit Moxakraut (getrocknete Blätter von Beifuß, Artemisia) bestimmter Punkte auf der Körperober­fläche der Fluss der Lebensenergie reguliert. Diese Energie bezeichnen die Chinesen mit ,,Qi" (sprich Tschi). Qi fließt in einem energetischen Netzwerk von Kanälen durch den Körper. Es verbindet nicht nur die Akupunkturpunkte, sondern über innere Verläufe auch die Organe miteinander und beeinflusst sie. Durch das Nadeln spezifischer Akupunktur­punkte wird der Organismus gezielt stimuliert den Energiefluß ungehindert wieder zu ermöglichen.
  • Arzneimitteltherapie: Seit ältester Zeit ist die Anwendung von Arzneimitteln das mit Abstand wichtigste, vielfältigste und am feinsten steuerbare Heilverfahren der Traditio­nellen Chinesischen Medizin. Überwiegend pflanzliche und mineralische Stoffe werden in einer individuell zusammengestellten Rezeptur verordnet. Hiermit wird auf Basis der individuellen Diagnose – z.B. Kälte im Inneren – eine für jeden Einzelfall spezifische Therapie – hier z.B. „innen wärmen“ möglich. Diese Arzneimittel werden gekocht und als Dekokt (Absud) oder als Tee über den Tag verteilt getrunken. Daneben gibt es auch andere galenische Formen wie Granulate oder Konzentrate. Diese getrockneten, pulverförmigen Arzneimittel müssen nicht mehr gekocht, sondern können mit Wasser vermischt eingenommen werden. Üblicherweise werden aber Kräuter angewendet, die zu Hause gekocht werden. Vor allem für Kinder eignen sich Konzentrate in Tropfenform.
  • Tuina Anmo (Massage): Die Akupunktur setzt die Reize durch Nadeln, die Tuina-Massage durch unterschiedliche manuelle Techniken. Tuina ist eine der ältesten manuellen Therapien. Die Behandlung erfolgt auf dem Hintergrund der Leitbahntheorie und bezieht die Akupunkturpunkte mit ein. Dadurch wird der gesamte Organismus, also Innen und Außen beeinflusst, um das gestörte Gleichgewicht zwischen Yin und Yang wiederherzustellen und Schmerzzustände zu lindern. Gua Sha: Diese Technik beinhaltet wiederholtes Schaben auf eingeölter Haut mit einer abgerundeten Kante. Üblicherweise werden ein chinesischer Porzellansuppenlöffel, abgerundete Tierhörner oder Jade verwendet. Die abgerundete Kante wird auf die eingeölte Haut gedrückt und entlang der Muskeln oder der Meridiane in cirka 10 bis 15cm langen Zügen bewegt. Dieses Verfahren verursacht eine verstärkte Durchblutung in der Haut, wobei auch Petechien und Ekchymosen ("Sha") entstehen. Es dauert normalerweise 2 bis 4 Tage, bis diese wieder verschwinden. Je stärker die "Blutstase" (im Sinne der chinesischen Medizin) ist, desto stärker verfärbt sich die Haut. Patienten verspüren sofort eine Erleichterung und Veränderung.
  • Ernährungslehre/Diätetik: Seit alters her haben die Chinesen die Nahrungsmittel ähnlich den Arzneimitteln nach ihrer energetischen Heilwirkung auf den Menschen untersucht. So ist es heute möglich, die verschiedensten Erkrankungen auch - und manche vor allem - mit bestimmten Nahrungsmitteln und Speisen zu behandeln und zu heilen. Die chinesische Diätetik beruht auf speziellen Wirkbeschreibungen der Nahrungsmittel. Über die im Westen bekannten Beschreibungen des Wirkstoffgehaltes wie Vitamine, Kalorien, glykämischer Index etc. hinaus werden vegetative Wirkungen der Nahrungsmittel in einer speziellen Fachterminologie beschrieben. So sind zum Beispiel die sogenannten "Geschmacksrichtungen" also sauer, bitter, süß, scharf, salzig – sowie die thermische Wirkung wärmend – kühlend als vegetative Wirkbeschreibungen zu werten. Die Diätetik ist vor allem deshalb so wertvoll, weil der Arzt dem Patienten damit ein eigenes "Werkzeug" zur Gesundung in die Hand geben kann
  • Qi Gong und Tai Jin Quan: Ursprünglich stammen die fließend anmutenden Übungen aus meditativen Praktiken. Im modernen China sind diese Übungen zu einem Bestand­teil der traditionellen Medizin geworden. Es handelt sich dabei um Bewegungs­abläufe und Atemkoordinationsübungen, mit denen Krankheiten unterstützend therapiert werden. Qi Gong und Tai Ji Quan reinigen und stärken unsere Kräfte. Darüber hinaus vermitteln sie Entspannung und innere Ruhe. Besonders Qi Gong kann auch im Westen von jedermann bis ins hohe Alter erlernt und mit Erfolg praktiziert werden.

Geschichte
Die Chinesische Medizin ist ein etwa 3000 Jahre altes eigenständiges Heilkunde­system, das vor dem Hintergrund der daoistischen Lehre entstand. Sie durchlief im Verlauf ihrer langen Geschichte Phasen unterschiedlicher Qualität. Die Bezeichnung Traditionelle Chinesische Medizin ist erst 60 Jahre alt und etablierte sich unter Mao Zedong, der während der Kulturrevolution eine pragmatische, schnell zu erlernende Kurzversion der Chinesischen Medizin schuf – die Traditionelle Chinesische Medizin. Das herkömmliche Verbreitungsgebiet der TCM umfasst neben China den gesamten ostasiatischen Raum, insbesondere Korea und Japan.


Status der TCM in Deutschland

Die Akzeptanz der Traditionellen Chinesischen Medizin in der Bevölkerung ist außerordentlich hoch. Nach den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie würden sich 61 Prozent aller Bundesbürger für eine Kombinationsbehandlung von Schulmedizin und Traditioneller Chinesischer Medizin entscheiden. Bei „austherapierten“ Patienten, wenn der Arzt also den Krankheitsverlauf aus schulmedizinischer Sicht nicht mehr zum Positiven, zum Gesundwerden veränderbar sieht, wie etwa bei der Behandlung von chronisch entzündlichen Erkrankungen und bei neurologischen Krankheitsbildern, wird von Erfolgen berichtet.

Und auch die Schulmedizin erkennt die TCM zunehmend an. So ist die Akupunktur, nachdem umfangreiche Wirksamkeitsstudien positiv ausfielen, seit 2007 bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule und des Kniegelenks als Kassenleistung anerkannt.


So erkennen Sie einen guten TCM-Therapeuten

Nachgefragt bei Dr. Birkel, TCM-Arzt und Internist, Lehrbeauftragter an der TCM Akademie Wien: Zunächst einmal gelten die "guten alten" Kriterien, wie bei jeder anderen Arztwahl auch: Achten Sie auf Empathie, Aufmerksamkeit, Gesten, Haltung, Mimik, Tonlage zwischen Patient und Arzt. Kann der Therapeut zuhören, fragt er nach. Dann geht es um die die eher "technischen": Anwendungen aller TCM-Diagnoseverfahren: Sehen, Hören, Riechen, Tasten, z.B. die chinesische Puls- und Zungendiagnose:

  • Pulstastung an beiden Handgelenken mit je Zeige- Mittel und Ringfinger in je drei verschiedenen Tiefen-Ebenen,
  • Zungeninspektion nach Form, Farbe, Größe, Motilität, Belagdicke, -farbe, -verteilung,
  • evtl. Bauchdeckendiagnose palpatorisch (durch Abtasten, Befühlen.

Achten Sie darauf, in welcher Art und Weise die Therapie durchgeführt wird. Beispiel Akupunktur: der professionelle Therapeut wird kein "Punktsuchgerät" oder irgendein elektrisches Gerät verwenden, er wird auf Ruhe und Ausgewogenheit achten und die genaue Punktlokalisation ertasten. Bei der Nadelung sollte das DE QI Gefühl ausgelöst werden – das ist ein dumpfes Empfinden wie ein leichter Stromschlag als Zeichen eines Energiekontaktes.

Außerdem sollte Ihr Behandler verschiedene Verfahren der Nadelstimulation anwenden und die Punktauswahl an die jeweils vorliegenden diagnostischen Zeichen anpassen, vor allem aber auch Anweisungen zur Ernährung und zur Bewegungstherapie wie zum Beispiel Qi Gong mitgeben.


Gibt es Zertifizierungen?

Ja, es gibt einige Zertifizierungen, diese sind jedoch nicht einheitlich kategorisiert. Um in Deutschland als Arzt TCM praktizieren zu können, ist ein Minimum von rund 200 Lehrstunden vorgeschrieben. In manchen Heilpraktikerschulen werden immerhin 700 Stunden absolviert. Immer mehr Ärzte schließen ihre Fachausbildung auch in China oder Taiwan ab. Diese unterschiedlichen Qualifizierungsgrade und eine fehlende Standardisierung im Sinne eines Ausbildungsplans machen die Wahl des Therapeuten nicht einfach. Hierbei helfen dann die oben genannten Kriterien.

Ab wann darf man in Deutschland als TCM Arzt praktizieren?
Nur wenn man die Approbation hat, also Arzt oder Heilpraktiker ist. Ein weiterer Fall für die Praxistätigkeit tritt ein, wenn ein Arzt oder Heilpraktiker unter seiner Aufsicht und Verantwortung dem TCM-Praktiker den Auftrag erteilt, dann zumeist als Angestellter in dessen Praxis.

Was kann die Schulmedizin von TCM lernen, was die TCM von der Schulmedizin?
Die TCM trennt nicht zwischen Soma und Psyche, sie hat weniger Fixierungen auf technische Messwerte oder Organ- bzw. Laborbefunde. Stattdessen werden „weiche“ diagnostische Werte in die Diagnose einbezogen. Man kann auch von einer Individualisierung der Diagnostik und Therapien sprechen. Nicht jeder Patient zum Beispiel mit Bluthochdruck ist vergleichbar mit einem anderen Patienten, aber alle bekommen idR die gleiche Auswahl an Medikamenten vorgelegt, unabhängig welchem Typus sie entsprechen. Ein erfahrener Arzt kombiniert im Idealfall die Verfahren aus Schulmedizinerfahrung und TCM für Diagnostik und Therapie. Analytische Messmethoden sind nicht auf die Erfahrungen der TCM anzuwenden, sondern hier ist der eigene wissenstheoretische Denkansatz zu erhalten.

Bei welchen chronischen Schmerzen erzielt die TCM besonders gute Erfolge?

Gute Behandlungserfolge gibt es speziell bei Kopfschmerzen, Wirbelsäulen-, Gelenk- und Bandscheibenbeschwerden, Menstruationsschmerzen, Trigeminusneuralgien und Neuropathien.

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