Wege der Heilung: Schlüsseleigenschaften der Ärzte
Was macht einen guten Arzt aus?
Welche Schlüsseleigenschaften der Ärzte sind es, die den Heilungsprozess wesentlich mitbestimmen?
Von: Berthold Musselmann
Zum Thema Heilung äußerte ich mich zur Macht von Ritualen, über die verschlungenen Pfade der Demenz und zu den Möglichkeiten der Naturheilverfahren, wo Sie erfuhren, wie aus der Sicht erfahrener Hausärzte Patienten wieder heil werden können.
Die Konstitution sei für den Heilungsprozess entscheidender als das jeweilige Gesundheitsproblem. Konstitution als die individuellen Ressourcen und die innere Bereitschaft auf bio-psycho-sozialer Ebene zu reagieren definiert.
Darüber hinaus beurteilten die teilnehmenden Ärzte folgende Punkte als wichtig für den Therapieerfolg:
Erwartungshaltung der Patienten, erhoffte Ziele, überhaupt Hoffnung, Übernahme von Eigenverantwortung, Demut und Achtsamkeit – zwei Haltungen, um die wir als Menschen auf Dauer nicht herumkommen und eigene Werte der Patienten bzw. der Wunsch nach Mitbestimmung.
mögliche Vorteile der Komplementärmedizin mit ihrer Zeit-intensiven Auffassung von Medizin:
- Identifizierung seltener Krankheiten durch mehr Zeit: gründliche Anamnese und Bündelung aller Vorbefunde
- Bessere, nebenwirkungsärmere Versorgung chronisch Kranker mit KM
- manchmal: Heilung, wo schulmedizinisch ausbehandelt ist. Häufiger: wenigstens Hilfe, Hoffnung
- Hinführen zum Kümmern um die Seele – ohne „Abschieben“, Einbeziehung des Körpers
- EINE Medizin statt „Psychosomatik“
- Stoppen von Überdiagnostik und Übertherapie in der Krankheitsindustrie
Was sind nun nach neuesten Erkenntnissen Schlüsseleigenschaften der Ärzte, die den Heilungsprozess wesentlich mitbestimmen?
Die erfahrenen Hausärzte selbst schätzen folgende Punkte als bedeutsam ein:
Die Mehrheit der teilnehmenden Hausärzte ist der Ansicht, dass Freundlichkeit, Empathie und Wertschätzung eine Grundvoraussetzung für die Schaffung einer vertrauensvollen Arzt-Patient-Beziehung und damit indirekt auch entscheidend für einen positiven Heilungsprozess seien. Die persönliche Überzeugtheit des Arztes, die Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft, seine Authentizität zählten ganz besonders für den Glauben der Patienten an ihre Gesundung und damit für die Wirksamkeit der ärztlichen Bemühungen:
„Ich wende nur Methoden an, hinter denen ich selber stehe, mit denen ich Erfahrungen gemacht habe, denn sonst kann ich nicht überzeugend reden und wenn ich nur was verkaufe, was ich als Quatsch ansehe. Das erspare ich mir. Das mach ich nicht. Da ist bei mir eine Grenze.“
Eine eigene Behandlungs-Philosophie würden die meisten erfahrenen Therapeuten angeben können; dies könnte man die Essenz ihrer Erfahrung („Innere Leitlinie“) nennen. Eigene Schlüsselerlebnisse der Therapeuten mit einer Methode spielten hierbei aus Sicht einiger Hausärzte eine bedeutende Rolle. Wer selbst erfahren habe, dass ein Verfahren helfe, könne die Heilkräfte dieser auch überzeugend vermitteln:
„…und weil meine Kinder schulmedizinisch antibiotisch tot therapiert worden waren von sämtlichen Koryphäen der Umgebung, hab ich gedacht: Da muss es noch was anderes geben! Und das war mein Einstieg und auch gleich mein Schlüsselerlebnis zur Naturheilkunde.“
Auch eine breitere Vorbildung, z. B. ein Biologie-Studium, was den ausgeprägten Anthropozentrismus der Medizin relativiere, erleichtere es, eine ganzheitliche Sichtweise zur Stellung des Menschen in der Natur einzunehmen. Besonders erfolgreich sei man in den Feldern, die man im Entwicklungsprozess zum Therapeuten als stimmig für einen selbst erkannt habe, die einem persönlich besonders lägen. Vom Heilpraktiker-Feld könne man sehr viel über die in der wissenschaftlichen Medizin oft unerfüllten Wünsche der Patienten lernen. Intuition, das Anschauen von Menschen und gleichzeitige Aufnehmen und Reflektieren vieler Informationen auf unterschiedlichen „Kanälen“ im Sinne einer „hermeneutischen Spirale“ sei entscheidend:
„Die Menschen sind so unterschiedlich und jeder ist auf einer anderen Ebene erreichbar und das ist meine Aufgabe.“
Darüber hinaus sei das Eingehen auf Gefühle wichtig, um wiederum ein gutes Gefühl beim Patienten zu erzeugen. Diese Fähigkeit sei nicht immer gleich ausgeprägt und z. B. stark von der eigenen Tagesform abhängig:
„Also, wenn ich merke, dass ich wirklich nicht gut drauf bin, dann fange ich lieber später mit der Sprechstunde an und hole das eben wieder ein, aber wenn ich so tranig dem Patienten gegenübersitze, dann kann ich nicht sehen, was er braucht.“
Weitere Informationen zur Arzt-Patient-Beziehung finden Sie im nächsten Teil.
Ihr
Berthold Musselmann