Ihr Portal für Gesundheit,
Naturheilkunde und Heilpflanzen

natürlich gesund

Die Erkrankung verstehen: Schlafapnoe

Im Schlaf (fast) erstickt

Immer wenn wir schlafen, schaltet der Körper alle Funktionen aus, die gerade nicht gebraucht werden. Andere wie Herzschlag und Atmung laufen automatisch weiter. Oder besser: sollten automatisch weiter laufen. Die Atmung nämlich kann auch aussetzen. Bekannt ist das Phänomen unter dem Schlagwort „Schlafapnoe-Syndrom“ (SAS).

Definition

Das steckt dahinter

Manchmal fehlt der Nervenreiz, der die Atmung auslöst, diverse Nervenschäden lösen Schlafapnoe aus. Noch häufiger sind „harmlosere“ Ursachen. Dann sind die Muskeln im Gaumen zu schwach und der Raum „fällt in sich zusammen“, schon ist der Ausgang blockiert. Auch wenn Fettmassen oder Wassereinlagerungen die Atemwege zuschnüren kommt es zu Problemen.

In Extremfällen setzt die Atmung bis zu 600 Mal pro Nacht aus. In der Folge sinkt die Sättigung des Blutes mit Sauerstoff, im Gegenzug steigt der CO2-Gehalt. Organe und Gehirn werden nicht mehr ausreichend versorgt. Der Körper bemerkt den Notstand und weckt den Schlafenden auf; nicht immer kommt er auch zu Bewusstsein, doch nimmt die Schlaftiefe drastisch ab. Der Puls erhöht sich, der Blutdruck steigt und die Muskeln spannen sich an, schließlich dreht sich der Schläfer in eine andere Position und die normale Atmung setzt wieder ein, doch die Nachtruhe ist durch Schlafapnoe empfindlich gestört. Der Schlaf ist nicht ausreichend erholsam und am nächsten Tag macht sich das mit Müdigkeit bemerkbar.

Was ist normal?

Erstaunlicherweise findet man bei sehr vielen Menschen Atempausen während des Schlafes, insbesondere in der Phase des Einschlafens oder beim Träumen. Die Erkrankung ist sehr unterschiedlich ausgeprägt, nicht alle Fälle sind auch behandlungsbedürftig. Bei bis zu 20 Aussetzern pro Stunde spricht man noch von einer leichten Schlafapnoe, erst wenn sie 40 überschreiten, liegt schwere Schlafapnoe vor, die behandelt werden muss.

Schlafapnoe beeinträchtigt nicht nur die Lebensqualität entscheidend, sie führt auch häufig zu Begleiterkrankungen. Daher sollte sie konsequent behandelt werden.

Formen

Wichtig für die Behandlung ist die Unterscheidung zwischen den zwei Arten der Schlafapnoe:

  • Die zentrale Schlafapnoe ist durch die Nerven verursacht (ZSAS).
  • Bei der obstruktiven Schlafapnoe (OSAS) ist die Durchgängigkeit der Atemwege behindert (Ursachen).

Andere Formen sind deutlich seltener und werden hier nicht beschrieben:

Hypoventilation/Hypoxämiesyndrom durch

  • Lungenerkrankungen
  • körperliche Erkrankungen (Niere, Herz)

Häufigkeit

Schlafapnoe ist häufig, aber selten schwer

Das Schlafapnoesyndrom gehört zu den häufigsten Schlafstörungen. Es betrifft nach Schätzungen etwa 1-2 % der Frauen und 3-4 % der Männer. Vermutlich jedoch ist die Dunkelziffer hoch, genaue statistische Untersuchungen liegen nicht vor. Studien zeigten, dass beträchtliche Anteile der Bevölkerung Schlafapnoe haben, ohne es zu bemerken – behandlungsbedürftig ist nur ein kleiner Teil.

Inaktivität schwächt die Atmung

Auffallend ist der statistische Zusammenhang von sportlicher Aktivität und Schlafapnoe. So leiden unsportliche Frauen fast doppelt so oft darunter.

Vorerkrankungen machen anfällig

Menschen mit Herzkreislauferkrankungen sind etwa 2- bis 3-mal häufiger betroffen. Männer haben häufiger Schlafapnoe als Frauen, nach den Wechseljahren verschwindet der Unterschied. Es besteht zudem eine erbliche Veranlagung zu der Krankheit. Schlafapnoe kann zusammen mit dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADHS) oder auch beim Down-Syndrom (Trisomie 21) auftreten.

Ursachen

Bei der zentralen Apnoe liegt die Ursache im Nervensystem: Die Atmungsbewegung kommt vollständig zum Erliegen, da die nervliche Steuerung bzw. Erregung der Muskeln nicht funktioniert. Besonders häufig trifft man diese Erkrankung bei Patienten mit Erkrankungen des Nervensystems (Entzündungen, Tumore, Arteriosklerose, Schlaganfall), bei Diabetes, Herz- und Niereninsuffizienz sowie in Zusammenhang mit Vergiftungen an.

Die zweite Form – das Obstruktive Schlafapnoe Syndrom (OSAS) – ist die häufigere: Hier liegt die Ursache im Verschluss der Atemwege durch einen Kollaps des Schlundes, denn diese Muskulatur erschlafft bei vielen Menschen während des Schlafes. Die Lunge und die Atemmuskulatur arbeiten aber regulär weiter und beim Einatmen erfolgt durch den Unterdruck eine weitere Verengung der oberen Atemwege und beim Ausatmen gelingt es dem Atemstrom teilweise nicht, das Hindernis zu überwinden.

In der Praxis trifft man häufig eine Mischform aus beiden Ursachen an.

Bestimmte Erkrankungen machen für die Krankheit anfälliger:

  • Die meisten Betroffenen sind deutlich übergewichtig.
  • Rauchen betrifft nicht nur Erwachsene. Gerade Kinder aus Raucherfamilien sind vermehrt von Schlafapnoe betroffen.
  • Daneben lässt der Alkoholkonsum die Muskeln erschlaffen und verstärkt Schlafapnoe.
  • Die Wahrscheinlichkeit für Schlafapnoe steigt mit dem Alter.
  • Daneben können auch Medikamente ursächlich die Atmung beeinträchtigen, insbesondere Antihistaminika, Tranquillizer, Schmerzmittel aus der Kategorie der Opioide oder Drogen.
  • Anatomische Besonderheiten von Kiefer und Schädel (Verkrümmung der Nasenscheidewand, enge anatomische Verhältnisse im Rachen-/Gaumenbereich, Missbildungen) können die Atmung behindern.
  • Akromegalie ist eine hormonelle Störung, die zu Wachstum zum Beispiel von Kinn und Oberkiefer bei Erwachsenen führt und durch die Zunahme an Weichteilgewebe die Atmung behindern kann.
  • Diabetes mellitus ist häufig mit Schlafapnoe verbunden, eventuell über neuropathische Vorgänge (Störung der Nervenfunktion durch einen Überschuss an Zucker).
  • Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse) führt meist auch zu Schlafapnoe.

Prävention

Die Vorbeugung gegen Schlafapnoe trifft drei Kategorien:

Nerven gesund, Atmung OK

Die meisten Menschen kommen mit gesunden Nerven auf die Welt. Aber was kann man dafür tun, dass es so bleibt? An erster Stelle heißt es Nervengifte wie Alkohol und Drogen meiden. Alkohol gehört zu den wichtigsten Schlafstörern in der Zivilisation. Diabetikern muss man eine gute Blutzuckereinstellung dringend ans Herz legen - zu hohe Zuckerwerte schädigen auf die Dauer die Nervenleitung. Daneben haben Nichtraucher das geringere Schlafapnoe-Risiko.

Fett erstickt

Wer viel Gewicht mit sich herumtragen muss, hat auch dann Probleme, wenn er sich gar nicht bewegt. Erleichtern Sie sich und nehmen Sie vorbeugend ab. Gerade von Muskelarbeit profitieren Sie mehrfach. Sie schlafen besser, weil Sie wirklich müde sind. Sie trainieren Ihr Herz und beugen Insuffizienz vor. Sie bringen den gesamten Stoffwechsel in Schwung. Dann entwickelt sich auch seltener eine Zuckererkrankung. Daneben werden alle Gewebe des Körpers gründlich mit Sauerstoff gesättigt. Beginnen Sie aber langsam mit leichtem Ausdauersport.

Singen, kauen, artikulieren

Auch die Muskeln der Atmung brauchen Training. Da die trocken-Gymnastik wohl etwas eintönig ausfällt, kann man es mit einem Hobby verbinden. Gerade Sänger und Schauspieler haben interessante Technikübungen, die auch die Atmung vorbeugend verbessern.

Verlauf und Komplikationen

Von lustlos bis riskant

Zunächst ist die Lebensqualität durch vermehrte Tagesmüdigkeit beeinträchtig. Die Müdigkeit führt über längere Zeiten tagsüber zu einer erhöhten Einschlafneigung, Lustlosigkeit, geringe Lernleistung sowie Konzentrationsschwäche. Das belastet nicht nur, sondern stört die Leistungsfähigkeit in Schule und Beruf. Im Straßenverkehr verursachen Patienten mit Schlafapnoe drei bis sieben Mal mehr Unfälle. Die Psyche leidet mit, denn Schlafen ist für die Verarbeitung der Tageserlebnisse notwendig. Im Verlauf folgen Depressionen, erhöhte Aggressivität und andere Verhaltensauffälligkeiten.

Die Folgeerkrankungen von Schlafapnoe

Der Atemstillstand lässt im Blut den Sauerstoffgehalt fallen (Hypoxie). Daraufhin wird das Alarmhormon Adrenalin ausgeschüttet, welches die Gefäße verengt. Folglich steigt der Blutdruck. Es laufen verstärkt oxidative Vorgänge ab und die Entzündungsneigung erhöht sich. Dabei werden nicht nur die Aderwände angegriffen, (Arteriosklerose) auch die Gerinnungsneigung des Blutes nimmt zu. Es drohen im Verlauf vermehrt Schlaganfälle, Herzinfarkte und Thrombosen. Begleitend kommt es zur Erhöhung von Zucker- und Fettwerten im Blut. Auch das sind Risikofaktoren für weitere Erkrankungen.

Der Atemstillstand belastet Herz und Kreislauf, so erhöht sich die Gefahr für Bluthochdruck. Bluthochdruck, der durch Schlafapnoe verursacht ist, kann nur schwer medikamentös eingestellt werden.

Komplikationen

Schlafapnoe begünstigt Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Koronare Herzerkrankungen (KHK), Herzrhythmusstörungen, Gefäßerkrankungen mit Arteriosklerose und diabetische Stoffwechsellage. Außerdem spielt die Schlafapnoe bei der Entstehung und Progression der Herzinsuffizienz vermutlich eine Rolle.

Personen mit schwerem Schlafapnoesyndrom haben – im Vergleich zu Gleichaltrigen – ein vierfach höheres Risiko zu versterben. Besonders häufig kommt es zu Komplikationen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen. Unbehandelt kann schwere Schlafapnoe die Lebenserwartung um etwa 10 Jahre verringern.

Quellen/Weitere Informationen

Quellen

Literatur

  1. Arzt, M., und Pfeifer, M.: Auswirkungen der Schlafapnoe auf andere Organsysteme. Der Pneumologe, 4, 2, 85-94, 2007
  2. Baumann, P.: Homöopathie, homoeopathie-homoeopathisch.de, Zitiert im November 2015
  3. Boris Stuck, B. et al.: Praxis Der Schlafmedizin, Springer, Heidelberg, 2009
  4. Budweiser, S. et al.: Sleep apnea is an independent correlate of erectile and sexual dysfunction. Journal: J Sex Med. 6(11): 3147-57, 2009
  5. Burckhardt IC et al: Green tea catechin polyphenols attenuate behavioral and oxidative responses to intermittent hypoxia. Am J Respir Crit Care Med. 2008 May 15;177(10):1135-41. doi: 10.1164/rccm.200701-110OC
  6. Celec P et al: Antioxidant vitamins prevent oxidative and carbonyl stress in an animal model of obstructive sleep apnea. Sleep Breath. 2013 May;17(2):867-71. doi: 10.1007/s11325-012-0728-9
  7. Charité - Universitätsmedizin Berlin:, Ein Schrittmacher gegen Schnarchen, 14.08.2012 - Pressemitteilung auf der Syndrom der Obstruktiven Schlafapnoe, Informationen zum Thema Schlafapnoe, Homepage, Stand Oktober 2011zitiert im November 2015
  8. Chen PC et al: Blood trace minerals concentrations and oxidative stress in patients with obstructive sleep apnea. J Nutr Health Aging. 2013;17(8):639-44. doi: 10.1007/s12603-013-0023-x
  9. Craig L. Phillips et al.: Continuous Positive Airway Pressure Reduces Postprandial Lipidemia in Obstructive Sleep Apnea; American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine, 184: 355-361, 2011
  10. Däniken, T., Didgeridoo statt Atemmaske, Universität Zürich, Rubrik News, 23.12.2005
  11. Jaspersen, D. et al.: Refluxassoziierte Atemwegserkrankungen: Aus der Sicht von Gastroenterologie, HNO und Pneumologie. Dtsch Arztebl. 100: A 3096–3102, 2003
  12. Kline CE et al: Sleep hygiene behaviors among midlife women with insomnia or sleep-disordered breathing: the SWAN sleep study. J Womens Health (Larchmt). 2014 Nov;23(11):894-903. doi: 10.1089/jwh.2014.4730
  13. Maki-Nunes C et al: Diet and exercise improve chemoreflex sensitivity in patients with metabolic syndrome and obstructive sleep apnea. Obesity (Silver Spring). 2015 Aug;23(8):1582-90. doi: 10.1002/oby.21126. Epub 2015 Jul 6.
  14. McCarty DE et al: The link between vitamin D metabolism and sleep medicine. Sleep Med Rev. 2014 Aug;18(4):311-9. doi: 10.1016/j.smrv.2013.07.001
  15. Mete T et al: Obstructive sleep apnea syndrome and its association with vitamin D deficiency. J Endocrinol Invest. 2013 Oct;36(9):681-5. doi: 10.3275/8923
  16. Perleth, M. (Hrg.) et al.: Das Schlaf-Apnoe-Syndrom, Health Technology Assessment, Schriftenreihe des Deutschen Institutes für Medizinische Dokumentation und Information, Heft 25, Asgard-Verlag, Sankt Augutin, 2003
  17. Redolfi, S. et al.: Attenuation of Obstructive Sleep Apnea by Compression Stockings in Subjects with Venous Insufficiency. Am J Respir Crit Care Med., Online, Volume 184, 1062-1066, 2011
  18. Sakr HF et al: Effect of vitamin E on cerebral cortical oxidative stress and brain-derived neurotrophic factor gene expression induced by hypoxia and exercise in rats. J Physiol Pharmacol. 2015 Apr;66(2):191-202.
  19. Schlafmedizinischen Zentrums der Universitäts-HNO-Klinik Mannheim: Therapie bei Schnarchen und Schlafapnoe. Homepage. Zitiert im November 2015
  20. Schulz, R. et al.: Vaskuläre Folgeerkrankungen bei obstruktiver Schlafapnoe. Medizinische Klinik. 101, 4, 321-327, 2006
  21. Tomfohr, L.M. et al.: Effects of continuous positive airway pressure on fatigue and sleepiness in patients with obstructive sleep apnea: data from a randomized controlled trial. Sleep; 34(1):121-126, 2011
  22. Töpfer, V. et al.: Moderne Therapie der Schlafapnoe, Internist, 49, 1446-145,1 2008
  23. Wachter K, Sarkady C, Sarkady L: Das große Buch der Homöopathie. ISBN: 978-3-8174-6840-9, Compact Verlag München 2008

Links

x
Bitte deaktivieren Sie Ihren Adblocker!
Um unsere hochwertigen Artikel schreiben und bezahlen zu können, sind wir auf Werbeeinnahmen angewiesen.
Wir zeigen aber keine nervige Werbung und legen Wert auf eine Ausgewogenheit zwischen informativem Text und Werbebannern.
Probieren Sie es aus. Danke und weiterhin viel Erkenntnis beim Surfen auf PhytoDoc!
x