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Brennnessel: Heilpflanze des Jahres 2022

Brennnessel mit gegenständigen Blättern und weiblichen Blüten bzw. Brennnesselsamen.
© C. Heyer/PhytoDoc

Brennnessel: Die verkannte Top-Heilpflanze

Bei Gärtnern verpönt, bei Heilkundigen hoch geschätzt: Dass sie eine wichtige Heilpflanze mit breitem Wirkungsspektrum ist, wissen aber noch viel zu wenige. Das soll sich mit diesem Artikel ändern.
Im September/Oktober ist die beste Sammel-Zeit für die weiblichen Brennnesselsamen. Es ist kostenloses Superfood direkt vom Wegesrand.

Von: PhytoDoc-Redaktion

Von: PhytoDoc Redaktionsteam

Dieser Artikel ist eine Gemeinschaftsarbeit des dreiköpfigen Redaktionsteams. Er wurde sorgfältig auf Basis der aktuellen, phytotherapeutischen Fachliteratur erstellt. Dabei obliegt die fachliche Endprüfung dem Heilpflanzen-Experten Prof. Dr. Michael Wink.

Quellen ansehen >

Brennnessel: Das Wichtigste im Überblick

Die Brennnessel (Urtica dioica) mag mit ihren Nesseln abschrecken, sie gilt aber als Königin der Heilpflanzen. Warum? Weil sie sowohl durch einschlägige Kommissionen geadelt wurde, als auch in der Volksmedizin sehr geschätzt wird. Verwendet wird fast alles: Die Blätter, die Wurzel und auch die Brennnesselsamen.

Eine, durch die Kommission E gesicherte, positive Wirkung verspricht die Brennnesselwurzel bei einer gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) – bei Arthrose und rheumatischen Beschwerden sind die Brennnesselblätter wirksam. Bei Harnwegsentzündungen und Blasenerkrankungen zählt die entwässernde Wirkung.

Bei einer überhöhten Tagesdosierung (über 4–12 g der Blätter oder 4–6 g der Wurzel) kann es zu Durchfall kommen. Weitere Nebenwirkungen sind nicht bekannt, allerdings sind folgende Gegenanzeigen zu beachten.

Produkte, praktische Anwendung und grüne Hausapotheke

Arzneimittel stellt man sowohl aus den Brennnesselblättern als auch den Wurzeln der Brennnessel her. Zur innerlichen Anwendung sind Präparate in Form von Pflanzensäften, Tees, Dragees oder Kapseln erhältlich. Traditionell wird der Presssaft auch zur Blutreinigung eingesetzt.

Doch auch wenn es nicht um Krankheiten, sondern um Anti-Aging, Schönheit, Vitalität und Genuss geht, kann die Brennnessel punkten. Beispiele gefällig?

Eine dreiwöchige Brennnesseltee-Kur ist als bewährtes Hausmittel der Anti-Aging-Klassiker. Im Frühjahr und Herbst versprach sie elastische Haut und volles Haar. Und von August bis Oktober ist die beste Sammelzeit für die weiblichen Brennnesselsamen und die männlichen Pollen (Sammelzeit eher: Juli bis August). Beide bündeln die Essenz der Pflanze und stehen traditionell für Potenz & Vitalität.

Gabriele Bräutigam mit einer Holzkiste voll mit Smoothies und Wildkräutern.

Die Kräuterexpertin und Autorin Gabriele Leonie Bräutigam stellt exklusiv für PhytoDoc passende Rezepte aus ihrem Brennnessel-Buch vor: Rezepte für Vitalität, Schönheit und Genuss

Wobei und wie gut wirkt Brennnessel?

Der Heilpflanzen-Allrounder Brennnessel

Die Wirkung des Brennnesselkrauts gegen Arthrose und Rheuma sowie der Brennnesselwurzel gegen gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie Stadium I bis II) wurde durch klinische Studien bestätigt. Sie ist ebenfalls eine anerkannte Arzneipflanze gemäß Kommission E.

Da die Brennnessel eine der beliebtesten Heilpflanzen in der Erfahrungsheilkunde ist, gesellen sich viele weitere Anwendungsgebiete hinzu, die allerdings nicht durch Studien abgesichert sind (Zum Aufklappen der Liste auf das + klicken). Ausprobieren kann sich dennoch lohnen, hier finden Sie Sammeltipps und Rezepte für die Hausapotheke.

Brennnessel: Alle Anwendungen im Überblick, sortiert nach Wirksamkeit

Hinweis: die möglichen Anwendungsgebiete sind zwei verschiedenen Kategorien zugeordnet, je nach Studienlage.

Eine ausführliche Definition erhalten Sie, wenn Sie mit der Maus über die jeweiligen Blätter fahren.

Gesicherte Wirksamkeit
Wirksamkeit laut Erfahrungsheilkunde
  • Neigung zu Gicht, Podagra (Gichtanfall: Durchspülungstherapie
  • Stauungszustände, Ödeme, Wasseransammlungen, entwässernd

Botanik: Aussehen und Verbreitung

Die Große Brennnessel (Urtica dioica) kommt in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel vor. Die Heilpflanze wächst an Wegrändern, Wasserläufen und auf Schutthalden – also überall dort, wo der Boden stickstoffreich ist. Sie verbreitet sich teppichartig über ihr kriechendes Rhizom und über Samen.

Was bedeutet zweihäusig bei der Brennnessel?

Zeichnung von Gewöhnlicher Brennessel mit Laubblättern, männlichen Staubblättern und weiblichem Fruchtknoten.

Die Pflanze wird bis zu 1,5 Meter hoch und ihre Blätter sind gegenständig, am Grund herzförmig und mit langer Blattspitze. Die Blütenstände sind unscheinbar und auf männliche und weibliche Pflanzen verteilt, wie man auf der Zeichnung schön erkennen kann (oben sind die männlichen Blüten mit Staubbeuteln abgebildet, darunter die weiblichen mit einem weißen Flaum an Blütenblättern). Wenn die männlichen und weiblichen Blüten auf verschiedenen Pflanzen wachsen, nennt der Botaniker dies "zweihäusig". Also auf dem einen "Haus" finden sich männliche Blüten, auf dem anderen "Haus" weibliche. Dies korrespondiert auch mit dem lateinischen Artnamen "dioica", was zweihäusig bedeutet.

Verwandtschaften und Verwechslungsmöglichkeiten

Nahe verwandt mit der mehrjährigen Großen Brennnessel ist die einjährige Kleine Brennnessel (Urtica urens), die nur 50 cm hoch wird. Bei beiden Arten verwendet man die oberirdische Teile (Urticae herba), Blätter (Urticae folium) oder kriechende Sproßabschnitte (Rhizome) und Wurzeln (Urticae radix).

Vor der Blüte kann man die Brennnesseln mit den Taubnesseln (Lamium) verwechseln, die zu den Lippenblütlern zählen. Die Blätter und der Stängel haben aber keine Brennhaare, woher sich auch der Gattungsname "Taubnessel" herleitet. Auch die Blätter unterscheiden sich beim genauen Hinsehen: Sie sind nicht so scharf gesägt und nicht so lang zugespitzt – wirken also insgesamt kürzer. Und wenn Taubnesseln blühen, ist die Sache eh klar: Große weiße oder lila Lippenblüten wird man bei der Brennnessel niemals finden.

Vorsicht beim Anfassen!

Gewinnung für die Pharmazie

Die während der Blüte gesammelten und getrockneten oberirdischen Teile werden zu Tee verarbeitet oder wässrig /alkoholisch/methanolisch extrahiert. Aus dem frischen Kraut erhält man den Presssaft.

Heilwirkung von Brennnessel

Die Blätter wirken leicht harntreibend, schmerzstillend und entzündungshemmend. Sie können daher begleitend zur Behandlung von Arthritis, Arthrose und Rheuma eingesetzt werden. Häufig kann dadurch die Dosis von Nichtsteroidalen Entzündungshemmern (NSAR = Nichtsteroidale Antirheumatika) gesenkt werden. Kontrollierte klinische Studien belegen die Wirksamkeit bei Arthritis. Als antientzündliche Wirkstoffe gelten die phenolischen Inhaltsstoffe.

Brennnesselwurzel hilft bei Prostatavergrößerung

Die besonders in Wurzeln und Rhizomen enthaltenen Phytosterole eignen sich zur Linderung der Beschwerden bei gutartiger Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BPH). Sie greifen in den Steroidhormonstoffwechsel ein und reduzieren die Größenzunahme der Prostata. Daneben erleichtern sie den Harnfluss und vermindern das Restharnvolumen in der Blase (Harnrest nach dem Wasserlassen). In einer großen Untersuchung an 5492 Patienten mit Benigner Prostatahyperplasie über drei bis vier Monate wurde ein deutlich positiver Effekt erzielt: nach Einschätzung der Urologen war bei 80 % der Patienten mit Stadium I oder II und bei 60% bei Stadium III eine Besserung der Beschwerden zu verzeichnen.

Doktor Blatt

Die Brennnessel lindert zwar die Beschwerden bei einer gutartigen Prostatavergrößerung, behebt aber nicht die Vergrößerung. Die Grunderkrankung ist daher von einem Arzt in regelmäßigen Abständen zu überwachen.

Harnwegsentzündungen

Die Brennnessel wird auch als Aquaretikum zur Steigerung der Urinausscheidung bei entzündlichen Erkrankungen der Harnwege gegeben. 

Bitte beachten Sie: Das Mittel kann nur wirken, wenn viel getrunken wird.

Brennnessel stärkt das Immunsystem

Einige Inhaltsstoffe hemmen entzündliche Vorgänge im Gewebe, andere sind immunstimulierend: Die Brennnessel-Lektine regten in Laborversuchen das spezifische Immunsystem an. Es ist daher wahrscheinlich, dass sie bei traditionellen Anwendungsgebieten wie Wunden, Fisteln und anderen Entzündungen helfen.

Brennnessel-Tee im Sommer: Heißer Tipp bei “schweren Beinen”

Vor allem Frauen neigen im Sommer an heißen Tagen zu “schweren Beinen”. Hier hilft Brennnesseltee, da er die Nierenaktivität und somit die Ausscheidung von überflüssigem Wasser, das sich in Beinen und Bindegewebe stauen kann, fördert. Vorteil der Brennnessel: sie ist aquaretisch. Das heißt, sie beschleunigt zwar die gewünschte Wasserausscheidung, gleicht aber möglichen Mineralverlust durch ihren hohen Gehalt an pflanzlichem, gut aufnehmbaren Kalium, Kalzium, Eisen, Magnesium, Silizium aus. Hilfreich an heißen Sommertagen oder bei langem Sitzen oder Stehen z.B. im Büro oder auf Reisen.

Dauerhaft geschwollene Beine sind meist venös bedingt – in diesem Fall unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Keine nachgewiesene Wirkung bei Krebs

Für die Wirkung gegen Krebs gibt es nur spärliche und lückenhafte Untersuchungen. Die angebliche Blutzucker senkende Wirkung konnte in Studien nicht bestätigt werden.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen

Gastrointestinale Beschwerden oder allergische Reaktionen wurden bei wenigen Personen nach der Einnahme beobachtet. Nach höherer Dosierung von Brennnessel-Pflanzensaft wurde über eine Neigung zu Durchfall berichtet.

Gegenanzeigen

Die Brennnessel sollte nicht bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit eingesetzt werden.

Praktische Anwendung: Produkte & Dosierung

Brennnessel-Produkte sind wichtige pflanzliche Medikamente und werden in zahlreichen Darreichungsformen angeboten: Als Extrakt in Form von Kapseln und Dragees, Frischpflanzenpresssaft oder Tee.

Um Krankheiten wirksam zu behandeln, sind hoch dosierte Medikamente aus der Apotheke die beste Wahl. 

Um seiner Gesundheit vorbeugend etwas Gutes zu tun, empfiehlt sich eine Frühjahrskur für Wohlbefinden, Vitalität und Schönheit, so wie zu Großmutters Zeiten. Klar, Brennnesseltee und Brennnesselsaft kann man kaufen, schöner und sinnlicher ist aber die Zubereitung zu Hause. Unsere Co-Autorin Gabriele Leonie Bräutigam sagt Ihnen genau, was Sie wann sammeln sollten und wie lange die Kur dauern sollte.

Hausmittel & Rezepte rund um die Brennessel

von Gabriele Leonie Bräutigam

Die Brennnessel wird in der modernen Phytotherapie, der Erfahrungsheilkunde nach Pfarrer Kneipp, Künzle und Hildegard von Bingen wie in der Volksmedizin gleichermaßen als wirksam erachtet.

Für den Hausgebrauch ist sie ein wahrer Tausendsassa, denn alle Pflanzenteile sind nutzbar und man kann folgende Gesundheits-Elixiere daraus herstellen:

Uns interessieren vor allem folgende Anwendungsmöglichkeiten, die eine lange traditionelle Anwendungsgeschichte haben:

Die Brennnessel wird traditionell als bewährtes Hausmittel eingesetzt bei:

  • Anti-Aging (Brennnesseltee, Ernährung mit Brennnesseln, Frühjahrs- und Herbstkur mit Brennnesseln, Brennnesselsamen)
  • Erschöpfung und Frühjahrsmüdigkeit (Brennnesseltee, Brennnessel-Frischpresssaft)
  • Hautunreinheiten / Akne / fettige Haut (Brennnesseltee, Brennnessel-Frischpressaft, beides innerlich sowie äußerlich zum Betupfen)
  • Aktivierung der Immunabwehr (Frühjahrs- und Herbstkur mit Brennnesseltee)
  • Leberstärkung (Brennnesseltee, Brennnessel-Smoothie mit Mariendistelsamen)
  • Menstruationsbeschwerden / PMS (Brennnesseltee)
  • Förderung des Milchflusses (Brennnesseltee, Brennnesselsamen)
  • Mineralisierung / Kräftigung von Haut, Haar, Fingernägel (Brennnesseltee oder Brennnesselfrischpresssaft als Kur in Frühling und Herbst, Ernährung mit Brennnessel in Frühjahr und Herbst) 
  • Osteoporose-Prävention (Brennnesselsamen in jeder Darreichungsform, Basische Ernährung mit Brennnessel)

Hier die erprobten Anleitungen zu  klassischen Brennnessel-Anwendungen im Überblick. Denn wie immer in der Phytotherapie kommt es auf die Details an.

Brennnesselsamen & Brennnesselpollen – für Potenz & Vitalität

Die Brennnessel ist zweihäusig, d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen. In den Früchten (Samen oder auch als Nüsse bezeichnet) der weiblichen Brennnessel und den Pollen der männlichen Pflanze konzentriert sich die Energie der Brennnesselpflanze von Juni bis September. Sie bündeln die Essenz der Pflanze, ihr Wirkfeld ist die Reproduktion, also „Sex“. In der Volksmedizin werden sie traditionell genau diesem Wirkungskreis zugeordnet.

Vor allem die Brennnesselsamen sind reich an essenziellen Fettsäuren und entzündungshemmenden Stoffen, sie werden seit der Antike als Vital- und Sexualtonikum eingesetzt [10]. Bei Männern sollen sie die Spermaproduktion, bei Frauen den Milchfluss fördern. Geschickte Pferdehändler sollen damit alten Rössern zu glänzendem Fell verholfen haben, auch die Verwendung als Kraftfutter zur Steigerung der Eierproduktion beim Huhn ist überliefert. Im alpenländischen Raum sollen sie von alten Bergbauern als allgemeines Kräftigungsmittel geschätzt worden sein, und direkt beim Aufstieg auf die Almen von den reifen Brennnesseln am Wegesrand abgestreift und von der Hand in den Mund verzehrt worden sein.

Das steckt in den Brennnessel-Nüssen

  • hoher Eiweiß­gehalt (30 %), daher für Sportler und vor allem auch für Veganer zu emp­fehlen.
  • essentielle Fettsäuren
  • entzündungshemmende Stoffe

Sie können die frischen Samen über den Salat oder das Müsli streuen. Oder für grüne Smoothies oder ein grünes Wildkräuter-Pesto verwenden.

Ernte: die Samen­stränge der oberen Brenn­nessel­triebe mit einer Schere ab­schneiden und zum Auf­bewahren in einen Korb oder eine größere Tüte geben. Man kann sich diese auch gleich draußen abrippeln und in den Mund stecken, da sind keine Brennhaare dran. Schmeckt nach frischem Grün, die nussige Note kommt ab September.

Aufbewahrung: Nüsse trocknen, dann durch ein grobes Sieb streichen und in ein verschließbares Glas füllen. Sie sind ein Jahr haltbar.

Wie erkenne ich die weiblichen Brennnesselsamen?

Brennnessel mit weiblichen Brennnesselsamen.
Brennnessel mit weiblichen Brennnesselsamen. © C. Heyer

Die weiblichen Früchte entwickeln sich an den herabhängenden Rispen, die dann dicht mit kleinen Nüsschen vollgepackt sind. Darin liegt versteckt der Samen. Am besten schmecken die Nüsschen, wenn sie bräunlich werden. Teilweise sind auf dem Foto auch noch die unscheinbaren, grünen Blüten zu sehen, die von kleinen, weißen Blütenblättchen bekränzt sind.

Die Blätter wurden vor allem früher als Gemüse genutzt. Zusammen mit Löwenzahn gilt es als das gesündeste einheimische Kraut.

Im Video: Brennnessel-Nüsse erkennen

Stärkendes Brennnesselsalz

In Brennnesselfrucht und -Samen konzentriert sich im Sommer ab Juli das energetische Potential der Pflanze. In Salz lassen sie sich frisch konservieren, so dass man sie das ganze Jahr ganz ohne Mühe in die Speisen einstreuen kann.

Brennnesselsamen & Salz: Eine Vitalkombination für's ganze Jahr

Mörser mit Meersalz und Brennnesselsamen.
© Joss Andres aus dem Buch „Brennnessel“

Zutaten

  • 1 Handvoll Brennnessel-Pollenrispen (noch geschlossen, also kurz vor der Blüte gesammelt)
  • 1 Handvoll Brennnesselfrüchte (Brennnesselsamen)
  • 1 Handvoll Meersalz

Zubereitung

Männliche Brennnesselpollen und weibliche Brennnesselfrüchte von den Fäden abstreifen und in einem Gefäß mischen. Teelöffelweise mit der gleichen Menge Salz in einem Mörser geben und vermahlen. Portionsweise vorgehen und jeweils sofort abfüllen. Kleine Mengen vermischen sich besser.

In einem dunklen Glasgefäß (z.B. Apothekerweithalsflasche) lichtgeschützt lagern.

Brennnessel-Knäckebrot: Rezept und Zubereitung

Brennnessel-Knäcke
Brennnessel-Knäcke © C. Heyer

Zutaten

  • 120 g Dinkel-Vollkorn-Mehl
  • 120 g zarte Haferflocken
  • 100 g Sonnenblumenkerne
  • 50 g Kürbiskerne, gehackt
  • 25 g Sesam
  • 50 g Leinsamen
  • 25 g Brennnessel-Samen
  • 25 g geschälte Hanfsamen
  • 1 TL Salz
  • (1 TL Chili)
  • 2 EL Olivenöl
  • 500 ml Wasser

Backpapier

Brennnesselknäcke Zubereitung

  • Alle trockenen Zutaten mischen.
  • Wasser und Öl hinzufügen und alles gut zu einem flüssigen Teig verrühren.
  • 1 Stunde ruhen lassen

  • Backblech mit Backpapier auslegen.

  • Backofen auf 170°C Umluft vorheizen.

  • Die Masse dünn auf das Blech aufstreichen. Mit einem Tortenheber lässt es sich am besten gleichmäßig glattstreichen

  • Nun 10 Minuten backen. Dann aus dem Rohr nehmen, mit einem scharfen Messer in Teile schneiden. Anschließend in weiteren ca. 25 Minuten fertig backen.

  • Die Stücke vom Backpapier lösen und auf einen Backrost legen.

  • Diesen in den ausgeschalteten Backofen schieben, und die Backofentür einen Spalt geöffnet lassen. So lange belassen, bis der Backofen ausgekühlt ist. Dann das Knäckebrot bei Zimmertemperatur (einige Stunden) auf dem Rost liegen lassen, bis es durch und durch trocken und knusprig ist.

Trocken gelagert hält es etwa 2 Wochen.


Brennnesseltee-Kur – der Anti-Aging-Klassiker

Die Brennnesselkur gehörte früher vor allem für Frauen zu den Säulen der Gesundheitsvorsorge und Schönheitspflege. Elastische Haut und volles Haar sind keineswegs physische Dekoration, sie signalisieren zuverlässig Gesundheit und Leistungsfähigkeit. 

Eine Brennnesselkur wird am einfachsten mit Brennnesseltee, alternativ mit Brennnessel-Frischpressaft um die Tagundnachtgleiche in Frühjahr und Herbst (21. März und 21. September) durchgeführt. Sie unterstützt den Stoffwechsel bei der Umstellung auf Sommerzeit bzw. Winterzeit, fördert den Basenausgleich, wirkt remineralisierend und aufgrund des hohen Siliziumgehalts der Brennnessel straffend auf das Bindegewebe.

So geht’s:

Heller Brennnesseltee in einem Glasbecher mit Brennnessel.
© Joss Andres aus dem Buch „Brennnessel“

3 bis 4 Wochen 3 mal täglich eine Tasse (0,25 l) Brennnesseltee trinken. Oder 3 mal täglich je 1 EL Brennnesselfrischpressaft. Einnahme VOR dem Essen, um eine verminderte Aufnahme im Darm durch z.B. Ballaststoffe oder Gerbstoffe zu vermeiden. 

Für 1 Tasse Tee rechnen Sie mit einem Teelöffel getrocknete Blätter, übergießen diese mit heißem Wasser und lassen den Tee 10 Minuten ziehen, dann abseihen. Am besten, Sie kochen gleich eine Kanne Tee und trinken diese über den Tag verteilt. Da im Frühjahr die Blätter erst wenig Wirkstoffe entwickelt haben, empfiehlt sich der Einkauf in der Apotheke.

Doktor Blatt

Eine Haarspülung mit Brennnesseltee nach der Wäsche stärkt das Haar und verleiht ihm Glanz. Diese Anwendung ist aufgrund der dunkel färbenden Wirkung von Brennnesseltee nicht für hellblondes Haar geeignet.

Der beste Brennesseltee – getrocknet, frisch, Bio, selbst gepflückt oder aus der Apotheke?

Brennnessel-Tee ist DER Klassiker der Hausapotheke: früher nannte man ihn “blutreinigend”, heute “Detox-Tee”. Sein Geschmack ist angenehm weich, mild, umami-grün mit einem Hauch Meeresaromen. Der Tee aus frischen Brennnesselblättern schmeckt runder, süßer, auch etwas spinatiger. Ob einem der Tee aus frischen oder getrockneten Blättern besser mundet, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Pharmazeuten empfehlen bei Arzneitees maximal 3-4 Tassen am Tag, maximal 4 Wochen zu trinken.

Brennnesseltee aus der Apotheke garantiert einen im Labor überprüften Gehalt medizinisch wirksamer Inhaltsstoffe, eine Dosierungsempfehlung sowie die qualifizierte Beratung zu möglichen Wechselwirkungen oder Einschränkungen durch den Apotheker.  > Mehr dazu im Interview mit Apothekerin Margit Schlenk 

Brennnesseltee in Bioqualität ist gemäß EU-Norm geprüft schadstofffrei bezüglich chemischer Dünger und Pflanzenschutzmittel. Eine Überprüfung der Konzentration der medizinisch wirksamen Inhaltsstoffe steht hier nicht im Fokus.

Brennnesseltee selbst sammeln: Brennnesselblätter selbst zu sammeln hat seine ganz eigene Qualität. Die Bewegung in freier Natur, das Erleben mit allen Sinnen, das konzentrierte Fokussieren auf “das perfekte Blatt” – all das fügt den medizinisch wirksamen Inhaltsstoffen ein alle Sinne vernetzendes Erlebnis hinzu, dessen tiefenentspannender Effekt unter dem Begriff “Waldbaden” mittlerweile ein Gesundheitstrend geworden ist. Man sammelt die Brennnesselblätter kurz vor der Blüte im Juni (dann steckt die höchste Konzentration an Wirkstoffen in den Blättern), Brennnesselwurzeln von November bis Februar. Diese Blätter kann man wunderbar gleich in der Küche verwenden (am besten Blanchieren) oder man trocknet sie vorausschauend für die nächste Frühjahrskur.

Mehr: Heilpflanzen richtig trocknen >

Sammeltipps ohne Quaddeln

Ein Bund Brennnesseln in blauem papier, daneben Gartenhandschuhe und -schere.
© Joss Andres aus dem Buch „Brennnessel“ von Gabriele Leonie Bräutigam

Bewaffnet mit Handschuhen und Gartenschere ist das Sammeln der Blätter sicher am einfachsten. Wagemutigere Naturen brechen die Blätter am Stängel ab. Vorsicht: die meisten Brennhaare befinden sich auf der Blattunterseite und am Stängel. Das Heilkraut wird auch gerne für selbst gemachte Kräuterlimonade verwendet.

Mit etwas Geschick gelingt die Ernte der weiblichen Brennnesselsamen (botanisch sind es Nüsse) auch ohne Handschuhe, man muss einfach nur die Rispen mit den Fingernägeln durchknipsen.

Gegenanzeigen: Wer sollte keinen Brennnesseltee trinken?

Bei Histaminintoleranz, Heuschnupfen, Magengeschwüren, Herzinsuffizienz oder Niereninsuffizienz keinen Brennnesseltee trinken. Speziell bei vorhandenem Medikationsplan den behandelnden Arzt oder Apotheker fragen.

Brennnesseltee in der Schwangerschaft?

Brennnesseltee in der Schwangerschaft – ja oder nein? Eine im Internet häufig gestellte Frage. Generell ist der exzessive Genuss von Histaminen in der Schwangerschaft zu vermeiden und somit auch das regelmäßige Trinken von Brennnesseltee. Medizinische Gründe für Verzicht oder Einschränkungen im Verzehr von Brennnessel als Lebensmittel sind hingegen nicht bekannt. Es gibt allerdings auch keine strukturierten Studien, da an Schwangeren aus ethischen Gründen keine Studien durchgeführt werden. Dazu kommt, dass die Brennnessel als Heilpflanze zum kulturellen Allgemeingut gehört und daher nicht patentierbar ist. In der Erfahrungsheilkunde Osteuropas wird die Brennnessel in der Stillzeit zur Steigerung des Milchflusses empfohlen.

WICHTIG: Wassereinlagerungen in der Schwangerschaft immer mit einem Arzt abklären, um eine Präeklampsie auszuschließen. 

Brennnessel-Frischpresssaft selbst herstellen

Der Brennesselsaft gilt als Geheimtipp an der Schnittstelle zwischen Ernährung und Pflanzenheilkunde. Und laut Schilcher [5] ist Frischpflanzenpresssaft aus der Brennnessel die bevorzugte Darreichungsform innerhalb der Naturheilverfahren.

Zutaten:

  • 1 großes Sieb voll Brennnessel-Triebspitzen. Sammeln Sie den ersten Austrieb im Frühjahr (März/April) oder den jungen Nachtrieb nach der letzten Heuernte Anfang September.
  • Wasser

Frühjahrskur mit Brennnesselsaft

Eine Flasche Brennnesselsaft, daneben ein Löffel.
© Joss Andres aus dem Buch „Brennnessel“ von Gabriele Leonie Bräutigam

Am einfachsten stellt man Frischpresssaft mit einem Schneckenentsafter bzw. einer Saftpresse her. Die gewaschenen und über Nacht eingeweichten Brennnesseln grob zerkleinern in den Entsafter füllen, anschalten und fertig ist das Powergetränk.

Vorbereitung: Da die Brennnessel über einen hohen Anteil Strukturfasern verfügt, muss man das kurz gewaschene Kraut über Nacht, mindestens aber 3 Stunden in eine Schüssel legen und abgedeckt ziehen lassen. Die Blätter sollen gut mit Wasser benetzt sein, aber nicht im Wasser liegen.

Lagerung: Die obige Menge reicht für ca. 2 Tage, tagsüber in den Kühlschrank. Am besten alle 2 Tage frisch herstellen.

Anwendung: 3 mal täglich 1 Esslöffel vor den Mahlzeiten pur oder in Wasser nehmen. Jede Woche um 1 Esslöffel steigern, Kurdauer: 4 Wochen.

Gegenanzeigen: Siehe dazu das Geschriebene unter Brennnesseltee. Der Saft kann den Magen reizen, dann mit Wasser verdünnen oder mit Obst oder Karotten verarbeiten.

Cover des Buchs

Buchtipp: 98 Rezepte und Anwendungen im Buch “Brennnessel” von Gabriele Leonie Bräutigam, Freiburg 2016 bei amazon oder bei Buch 7

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Wirkstoffe

Blätter

  • Mineralstoffe (bis zu 5% Kieselsäure (Silizium))
  • Amine (darunter Histamin, Acetylcholin, Serotonin)
  • Flavonolglykoside
  • Phenolcarbonsäuren (Chlorogensäure, Kaffeesäure, Kaffeoyläpfelsäure)
  • Cumarine: Scopoletin
  • Phytosterole: β-Sitosterol
  • Gerbstoffe

Wurzel:

  • Polysaccharide
  • Besondere Proteine: Lektine
  • Lignane
  • Cumarine
  • Phytosterole (darunter β-Sitosterol, 7α- und 7β-Hydroxysitosterol und ihre Glykoside)

Quellen/Weitere Informationen

Quellen:
  1. Blaschek W. et al. (Hrsg.): Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe, Springer-Verlag Heidelberg, 2004
  2. Kaufhold, P.: PhytoMagister, Moderne und traditionelles Wissen der Pflanzenheilkunde, 1. Auflage, Richard Pflaum Verlag, München, Bad Kissingen, Berlin, Düsseldorf, Heidelberg, 2002
  3. Kracher, R. (Redaktion): Lexikon der Arnzneipflanzen und Drogen, 2. Auflage, Area-Verlag GmbH, Erfstadt, 2006
  4. Löffler, G. und Petrides P.E., Biochemie und Pathobiochemie, 6. Auflage, Springer Verlag 1997
  5. Schilcher, H., Kammerer, S., Wegener, T.: Leitfaden Phytotherapie, 4. Auflage, Urban & Fischer Verlag München, 2010
  6. Van Wyk, B.-E., Wink, C., Wink, M.: Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 2015
  7. Wagner, H., Wiesenauer, M.: Phytotherapie, 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2003
  8. WHO: WHO monographs on selected medicinal plants, Vol.2, AITBS Publishers & Distributors (Regd.), Indien, Delhi, 2005
  9. Gabriele Leonie Bräutigam: Brennnessel: Rezepte für Vitalität, Schönheit und Genuss, 1. Auflage, Hans-Nietsch-Verlag, Roßdorf 2016
  10. Kavalali, Gusel M. (Hrsg): Urtica, Therapeutic and Nutritional Aspects of Stinging Nettles. Taylor Francis, 2003

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