Das steckt dahinter
Eigentlich ist der Magen eine unwirtliche Gegend: Ätzende Säure und protein-spaltende Enzyme greifen alles an, was geschluckt wird. Doch es gibt Ausnahmen von der Regel: Ein Keim liebt diese Bedingungen und kann hier konkurrenzlos leben: Bei der chronischen Form der Magenschleimhautentzündung ist das Bakterium Helicobacter pylori besonders oft beteiligt. Es lebt im Schleim der Magenschleimhaut. Damit es nicht an der Magensäure zugrunde geht, produziert es basischen Ammoniak zur Neutralisation. Ankerproteine schützen es vor dem Abtransport in den Darm. Daneben erzeugen einige der Bakterienstämme Gifte, die zu einer permanenten Reizung der Magenschleimhaut führen. Über viele Jahre hinweg kann dies ein Zwölffingerdarmgeschwür, Magengeschwür, selten sogar Magenkrebs auslösen. Immer dann, wenn die Gastritis chronisch ist, muss ein Arzt mit entsprechender Diagnostik auf eine Infektion prüfen.
Aber Achtung:
Nicht jeder Keim ist aggressiv oder produziert Toxine. Eine Infektion mit Helicobacter muss nicht zwangsläufig behandelt werden, sondern nur dann, wenn der Träger heftige Beschwerden hat. Der Arzt richtet sich dabei nach folgendem Katalog:
- Nachweis eines Zwölffingerdarm- (Ulcus duodeni) oder Magengeschwürs (Ulcus ventriculi)
- Blutungen im Magen-Darm-Trakt
- Verdacht auf Riesenfaltengastritis
- Verdacht auf MALT-Lymphom im frühen Stadium
Aber der Gastritis liegt nicht immer eine Infektion zu Grunde. Man kennt drei Hauptformen der Magenschleimhautentzündung:
Bei der Typ A-Gastritis zerstört der Körper selbst säureproduzierende Drüsenzellen in der Magenwand durch das Immunsystem. Das löst eine Untersäuerung aus.
Typ B-Gastritis: Das Bakterium Helicobacter pylori führt zunächst zu einer akuten Gastritis, die dann in die chronische Form übergeht, wenn sie nicht behandelt wird.
Typ C-Gastritis: Gifte schädigen alle Zellen, das ist auch im Magen so. Chemisch-toxische Reize (wie Alkohol, Salz, Medikamente) setzen der Schleimhaut zu.
Häufigkeit
Magenschleimhautentzündung ist eine sehr häufige Krankheit. Typ A ist sehr selten (1-5 %), Typ B dagegen macht 80-90 % der Gastritisfälle aus. Mit dem Alter steigt auch die Häufigkeit einer chronischen Erkrankung. Wesentlich seltener sind Typ C-Fälle (7-15 %).
Infektiöse Gastritis Typ B
Typ B Gastritis durch Helicobacter pylori verursacht die meisten Fälle. Kinder in Deutschland sind zu 5 % mit dem Bakterium infiziert und Erwachsene zu 24 %. Die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Familie mehrere Mitglieder angesteckt sind, ist sehr hoch.
Mit zunehmendem Lebensalter wird die Wahrscheinlichkeit für den Kontakt mit diesem Bakterium immer größer (1 % Risikoerhöhung pro Lebensjahr). In der Regel sind Personen mit Migrationshintergrund von der Infektion häufiger betroffen.
Man schätzt, dass 75 Prozent der Magengeschwüre und vermutlich alle Zwölffingerdarmgeschwüre auf diese Infektion zurückgehen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 1994 die Helicobacter pylori-Infektion in die höchste Krebsrisikoklasse eingestuft. Helicobacter ist die Hauptursache bei über 90 % der Magenkrebs-Erkrankungen. Doch die meisten Infizierten leiden nicht darunter und entwickeln auch keinen Krebs. Es gibt unterschiedlich aggressive Keime.
Nach einer antibiotischen Behandlung verschwindet der Keim meist dauerhaft. Die Rate der Widerinfektion bei Erwachsenen liegt bei nur ca. 1 % pro Jahr in Industrieländern, aber bei 13-24 % in Entwicklungsländern.
Mögliche Folge einer Magenschleimhautentzündung: das Magengeschwür
Der Einfluss des Geschlechts auf die Entstehung von Magengeschwüren variiert von Land zu Land. So ist das Verhältnis männlich zu weiblich in afrikanischen Ländern 9:1, in England 4:1 und in den USA 1:1.
Sehr selten: Magenkrebs
Bösartige Geschwüre im Magen sind im Vergleich zu Gastritis selten: 0,02 % der Deutschen leiden an Magenkrebs, während 24 % mit dem Magenkeim infiziert sind. Magenkrebs ist leider schwer zu behandeln, da er meist spät erkannt wird. Er bereitet im Vorfeld nur wenige Beschwerden.