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Die Erkrankung verstehen: Erbrechen

Was ist Erbrechen?

Erbrechen ist eine Abwehrreaktion des Körpers, der vielerlei Ursachen zugrunde liegen können. In Verbindung mit Übelkeit und Durchfall weist es am häufigsten auf eine Infektion (Gastroenteritis) oder Nahrungsmittel-, Alkohol-, Medikamenten- oder sonstige Vergiftung des Magen-Darm-Trakts hin.

Definition

Das steckt dahinter

Medizinisch ist Erbrechen die rückläufige Entleerung von Mageninhalt. In extremen Fällen wird auch Darminhalt nach oben transportiert (Galle-, Koterbrechen). Erbrechen ist ein komplexes Reflexgeschehen, das vom Gehrin (Brechzentrum) gesteuert wird. Beteiligt sind auch der Vagus- (Nerv für die inneren Organe) und Glossopharyngeus-Nerv (Zungen-Rachen-Nerv), die Nerven der Atemwege und die Nerven für die Bauchdeckenmuskeln u. des Zwerchfells. Durch eine heftige Kontraktion der Muskeln der Bauchdecke und des Zwerchfells wird der Mageninhalt schlagartig nach oben bewegt.

Bei Erbrechen ist meist gleichzeitig die Aktivität des Magens herabgesetzt: er hat eine geringere Muskelspannung, produziert wenig Verdauungssekret und bewegt die Nahrung nicht weiter in den Darm. Der Darm kann dabei recht aktiv sein und über Durchfall eine Reinigung in der anderen Richtung einleiten.

Häufigkeit

Jeder Mensch erleidet im Laufe seines Lebens Episoden mit Erbrechen. Dabei fällt Erbrechen einzelnen Individuen sehr unterschiedlich schwer. Manchen macht es kaum etwas aus, andere fühlen sich sterbenselend.

Ursachen

Die erfreulichste Ursache (hoffentlich) ist eine Schwangerschaft, die häufigste Ursache stellen Infektionen dar. Fast alle Magen-Darm-Erkrankungen kommen als Ursache in Frage, sowie die mit dem Darm verbundenen Organe (Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse). Weniger bekannt ist, dass auch bei schweren Erkrankungen anderer Organe im Bauchraum Erbrechen ausgelöst wird (Niere, Eierstöcke, Herz, Lunge). Daneben muss man auch an Vergiftungen, Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus denken. Auch das Gehirn spielt eine wichtige Rolle: schwere Schäden, starke Schmerzen, Störungen des Gleichgewichts und psychische Irritationen lösen unter Umständen Erbrechen aus.

Verdorbene Lebensmittel

  • Salmonellen (Eierspeisen, Huhn und Hackfleisch…)
  • Eitererreger (Staphylokokken; verdorbener Kartoffel-, Fleisch-, Geflügelsalat…)
  • Fleischvergiftung durch Clostridien
  • Histamin von verdorbenem Fisch
  • Hepatitis A, Cholera (verunreinigtes Trinkwasser)

Magen-Darmerkrankungen, Erkrankungen der anhängenden Organe

  • Magenschleimhautentzündung (Gastritis), Gastroenteritis: Entzündung von Magen und Darm mit Reizung der Schleimhaut
  • Magengeschwür, Zwölffingerdarmgeschwür
  • Magenkrebs, Speiseröhrenkrebs
  • Blinddarmentzündung
  • Bauchfellentzündung (Peritonitis)
  • Magenfehllage (u.U. mit Verdrehung) oder Bruch im Zwerchfell, so dass der Magen nach oben verschiebt
  • Fehlbildungen der Speiseröhre (Aussackungen), in denen sich Nahrung ansammelt
  • Luftschlucken (Aerophagie)
  • Störung der Muskelspannung im Magen, Schluckstörungen
  • Schwache Verdauung, Dyspepsie
  • Reflux, Sodbrennen
  • Darmverschluss
  • Gallenkolik, Gallensteine, Gallenblasenentzündung
  • Störungen der Leberfunktion, Hepatitis
  • akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)

Herz-Kreislauferkrankungen

  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • Herzinfarkt
  • Unkontrollierter Blutdruck (hypertone Krise)
  • Thrombose im Gefäßsystem des Bauchs

Psychosomatische Ursachen

  • Angst, Nervosität, Stress (bei Kindern und bei Schulangst)
  • Esszwang durch Erziehungspersonen und andere seelische Ursachen
  • absichtlich hervorgerufenes Erbrechen bei Bulimie oder Magersucht
  • Schock, Schreck und Ekel, unangenehme Gerüche oder Geschmäcker
  • Traumastörung: bei Aufrufen des Traumas durch Gerüche oder Empfindungen

Störungen Gleichgewichtorgans

  • Reisekrankheit, Schwindel, Kinetose
  • Störungen im Innenohr z.B. Morbus Menière

Nerven und Gehirn, „zerebrales Erbrechen“

  • Gehirnhaut- oder Gehirnentzündung
  • Erhöhter Hirndruck, Hirnblutung, Gehirnverletzungen
  • Gehirntumor
  • Migräne
  • starke Schmerzen (z.B. bei Unfall, Herzinfarkt, Glaukom, Kolik)
  • bei Nervenreiz aus der Rachen- oder Magenschleimhaut

Stoffwechsel

  • hoher Blutzucker, Diabetes
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
  • Schwangerschaftsübelkeit, östrogenhaltige Verhütungsmittel
  • Nierenversagen, Urämie (das Blut nicht mehr ausreichend entgiftet)
  • Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis)
  • Leberkrankheiten: wenn die Entgiftungsfunktion der Leber ausfällt.

Vergiftungen/Suchterkrankungen/Medikamente

  • Lebensmittelvergiftungen, Gifte (Schwermetalle, Putzmittel, Säuren, Laugen)
  • akute Alkoholvergiftung, chronischer Alkoholismus
  • Nebenwirkung einer Chemotherapie (Therapie mit Zytostatika bei Krebs- und Immunerkrankungen)
  • Drogen (z.B. Amphetamin, Ecstasy, Kokain, LSD)
  • Medikamente, z.B. Antibiotika, Antidepressiva, Anti-Parkinson-Mittel, Betablocker, Eisenpräparate, Nichtsteroidale Antirheumatika (Diclofenac und Ibuprofen), Schmerzmittel

Prävention

Erbrechen kommt meist überraschend und schnell. Man sollte es nicht unterdrücken, insofern es eine Funktion erfüllt (Entgiftung).

Wenn Erbrechen vorauszusehen ist, wie bei zytostatikainduziertem Erbrechen bei einer Krebstherapie wird der Arzt ein Antiemetikum anbieten. Auch gegen „Kinetosen“ – zum Beispiel die Übelkeit bei Schiffs- und Autoreisen – kann man leicht vorsorgen. Tabletten (Antihistaminika wie Dimenhydrinat) oder in leichten Fällen – Pfefferminzbonbons – sollte mit dabei sein (Schwindel). Auch bei einer Schwangerschaft gibt es kleine Hilfen (Artikel Schwangerschaftsübelkeit).

Zu viel/zu fett gegessen? Trinken Sie bitteren Tee (Tausendgüldenkraut, Löwenzahn) das bringt die Verdauung in Schwung (Dyspepsie).

Verlauf und Komplikationen

Erbrechen ist in bestimmten Situationen eine sinnvolle Körperreaktion. Wenn etwa Gifte aus dem Mangen entfernt werden müssen. Auch wenn man sich übergeben muss, wenn andere sich erbrechen, hat das in der Frühzeit der Menschheit das Überleben gesichert: Dann sinkt die Gefahr, dass die ganze Gruppe durch verdorbene Lebensmittel oder giftige Stoffe verstirbt.

Verlauf

Dem Erbrechen geht in der Regel (nicht immer) starke Übelkeit voraus. Danach bessert sich das Befinden etwas. Wenn der Magen leer ist, kann zwar noch ein Würgereiz bestehen, aber das Erbrechen kommt zum Erliegen. Nach dem Erbrechen brennt die Speiseröhre, da die Magensäure die Schleimhaut reizt.

Erbrechen kann wiederkehrend und chronisch auftreten. Dann muss abgeklärt werden ob organische, funktionelle oder seelischen Ursachen in Frage kommen.

Komplikationen

Wenn der Kranke in Ohnmacht fällt, kann es sein, dass er Erbrochenes einatmet und daran erstickt. Die Komplikation kann vermieden werden, wenn man den Patienten so lagert, dass das Erbrochene aus dem Mund laufen kann. Husten kann anzeigen, dass der Patient Erbrochenes bereits eingeatmet hat.

Andauerndes Erbrechen führt ohne Behandlung zu einer Austrocknung (Exsikkose) des Körpers durch Verlust von Körperflüssigkeit. Gefährlich kann das bei großer Hitze werden. Besondere Vorsicht gilt auch bei Kleinkindern. Der Wasser-Elektrolythaushalt verschiebt sich und der Stoffwechsel wird zu „basisch“. Es drohen dann Atem- und Muskelstörungen (Krämpfe, Zittern). Schließlich drohen Bewusstseinsstörungen (bis zur Ohnmacht und Koma) und Herzstörungen.

Bei chronischem Erbrechen (und/oder Durchfall) drohen Mangelerscheinungen und -erkrankungen sowie Gewichtsverlust.

Beim Mallory-Weiss-Syndrom kommt es aufgrund der Beanspruchung des Mageneingangs zu Einrissen in der Schleimhaut mit Geschwüren (Ulzera) und Blutungen. Häufig beobachtet wird diese Erscheinung bei Alkoholismus. Wenn die Speiseröhre reißt (Boerhaave-Syndrom) empfindet der Patient einen „vernichtenden“ Schmerz, Luftnot und Schocksymptome. Dann ist sofortiges intensivmedizinisches Eingreifen notwendig.

Bei Anorexie und Bulimie führt häufiges Erbrechen zu schweren Störungen des Magens, des Stoffwechsels, der Knochen, der Zähne (Säureschäden am Zahnschmelz), Abmagerung und Mangelerkrankungen.

Formen

Man unterscheidet Erbrechen auch nach der Ursache in:

  • Zentrales Erbrechen (Gehirn)
  • Peripheres Erbrechen (Ursache in den Organen)
  • Mechanisch bedingt (Reizung im Zungen/Rachenraum)
  • Psychisch bedingt
  • Hormonell verursacht

Quellen/Weitere Informationen

Quellen

Literatur

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