Schulmedizin
Oft ist es nicht einfach, den Patienten, die mit psychosomatischen Störungen in die Praxis kommen, zu vermitteln, dass sie nicht unter organischen Erkrankungen leiden, sondern unter Stress.
Die Symptome von Stress sollten nur vorübergehend mit chemischen Medikamenten behandelt werden, denn langfristig führt diese Behandlung entgegen der Erwartung nicht zu einer Besserung der Symptome, sondern zu einer Verstärkung.
Beruhigungsmittel haben oft auch einen angstlösenden, krampflösenden und schlaffördernden Effekt. Sie sind bei Stress aber keine Dauerlösung. Benzodiazepine machen aber nach mehr als 10 Tagen oft abhängig.
Betablocker dämpfen die aktivierende Wirkung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin auf die Zielorgane, vornehmlich das Herz. In der Regel sind Betablocker auch bei längerer Einnahme gut verträglich, oft stellen sich jedoch auch Nebenwirkungen (wie Müdigkeit, Kreislaufstörungen, geringere Belastbarkeit, Potenzstörungen, Gewichtszunahme, Zuckerhaushalt) ein.
Synthetische Schlafmittel (Hypnotika oder Sedativa) stören die Schlafarchitektur und führen meist nicht zu dem gewünschten Effekt. Sie werden langsam abgebaut und am nächsten Morgen kann es daher zu Müdigkeit und Abgeschlagenheit („overhang“) kommen. Das verstärkt oft den Stress.
Antidepressiva (trizyklische Antidepressiva, Serotinin-Wiederaufnahmehemmer)
helfen oft gut über depressive Phasen hinweg. Die Einnahme von Antidepressiva führt nicht zur Abhängigkeit, das Absetzen kann aber Probleme bereiten (Reboundeffekt: verstärktes Wiederauftreten der Beschwerden). Sie müssen ausreichend lange genommen werden und dann langsam „ausgeschlichen“ werden. Begleitend sind Blut- und EKG-Kontrollen notwendig.
Viele Schmerzsyndrome haben Stress als Auslöser. Bei Schmerzen kann man krampflösende Medikamente (Spasmolytika) versuchen. Schmerzmittel (Analgetika) sind nur im äußersten Fall für kurze Zeiträume sinnvoll.
Auch die Schulmedizin kennt als nachhaltigste Methode gegen Stress eine allgemeine Umstellung der Lebensführung mit dem zentralen Fokus auf der Beseitigung der verursachenden psychischen Probleme oder der akut stressenden Situation. Der Arzt ist oft die erste Anlaufstelle, er sollte über die weitergehenden Hilfsangebote und Möglichkeiten informieren (Psychotherapie, Beratungsstellen und Sozialhelfer). Wie bei vielen Erkrankungen ist auch bei Stress die Bereitschaft des Patienten gefordert, eine grundlegende Änderung in seinem Leben vorzunehmen.